Borg - Laurin

Borg - Laurin

  • wahrscheinlich Solar - Dawn
  • Söldner/Leibgarde
  • Riese, wortkarg, Wikinger / Inuit Aussehen und Verhalten mit nomadischen Zügen

Öffentlicher Bereich:

Hier könnt ihr schreiben, was nicht spoilert, Charaktereigenheiten die offensichtlich sind, oder Sachen die die anderen Spieler sehen dürfen. Zum Beispiel Bilder eurer Ausrüstung, Anima etc.

Privater Bereich, NICHT für Spieler die NICHT diesen Charakter spielen.



  • Charakter
    • Name: Borg (mit gerolltem R aussprechen)
    • Alter: 33 Jahre alt
    • zugehörig dem Icewalker Tribe
      • Wikinger / Inuit Aussehen und Verhalten mit nomadischen Zügen
      • Der Icewalker Tribe hatte bisher keinen Kontakt mit Excaltierten
      • Totemtier: Great Terror

 

Kapitel 1: Der Schnee, der alles verbarg

Die Winde von Diamond Heart pfiffen erbarmungslos über die endlosen Weiten. Das Gebrüll der Stürme war wie das Wehklagen eines alten Gottes, der vergessen worden war. Tief im winterlichen Weiß war nur ein kleiner, dunkler Fleck auszumachen: ein Bündel Stoff, halb im Schnee vergraben.

Das Kind lag still. Es weinte nicht mehr, vielleicht weil die Kälte ihm selbst diese Kraft genommen hatte. Ein kleiner Junge, keine drei Winter alt, eingewickelt in eine grobe Decke, deren Ecken vor Frost knackten. Sein Gesicht war rund und seltsam friedlich, selbst in der eisigen Umklammerung des Windes. Irgendwo hinter den schneebedeckten Hügeln verschwanden zwei Gestalten. Ihre Schritte waren schnell, fast panisch. Kein Blick zurück. Sie schienen selbst nur Schatten zu sein, verschluckt von den Schneeflocken, die wie fallende Asche vom Himmel rieselten.

Warum hatten sie ihn zurückgelassen? Keine Antwort lag in der Luft, nur das unaufhörliche Heulen des Windes.

Die Haslanti League war ein Land der Härte, geformt von Schnee, Holz und kaltem Stahl. Hier, inmitten dieser erbarmungslosen Welt, fand der Stamm des eisernen Adlers das Kind. Ein Jäger, der seinen Schlitten durch die Tundra zog, hielt inne, als seine Hunde begannen, unruhig zu bellen. Er näherte sich dem dunklen Fleck und stieß auf den Jungen.

„Was bei den Nordwinden...?“ murmelte er, als er das Kind aus dem Schnee hob. Das Bündel war schwerer, als er erwartet hatte, und die Wangen des Jungen leuchteten rot vor Frostbrand. Doch er lebte. Der Jäger brachte das Kind zurück ins Lager, wo die Ältesten zusammenkamen, um sein Schicksal zu entscheiden.

Ein Name stand auf einer rauen Holzplakette, die an der Decke befestigt war: Borg.

Die Älteste des Stammes, eine Frau mit einem Gesicht so zerfurcht wie das Eis des Frostlaufs, sprach schließlich: „Wir behalten ihn. Die Götter senden keine Kinder, die wir nicht tragen können.“

So begann Borgs Leben im eisernen Adlerstamm in Haslanti League.

 

Borg wuchs schnell, viel schneller als die anderen Kinder des Stammes. Sein Körper war kräftig, fast schwerfällig, und seine breiten Schultern ließen ihn älter wirken, als er war. Die anderen Kinder, zierlich und wendig wie die wilden Füchse der Tundra, fanden schnell Gründe, um ihn zu hänseln.

„Du bist nicht einer von uns,“ sagten sie. „Niemand weiß, woher du wirklich kommst.“

„Vielleicht bist du ein Geist aus dem Schnee, der vergessen wurde.“

„Oder ein Dämon. Wer sonst wird von seinen Eltern im Sturm zurückgelassen?“

Diese Worte stachen wie Eissplitter, doch Borg wusste nicht, wie er sich wehren sollte. Er war größer und stärker, ja, aber er fürchtete, ihre Anschuldigungen könnten wahr sein. Seine Wut fraß sich tief in ihn hinein, wie der Frost in die Rinde eines Baumes. Oft zog er sich zurück, fort von den anderen, hinaus in die kalte Wildnis, wo der Schnee seinen Atem verschluckte und die Einsamkeit ihn willkommen hieß.

Nur selten fand er Trost. Die Älteste, die ihn einst gerettet hatte, sprach manchmal mit ihm. „Du bist ein Kind der Kälte, Borg. Aber das ist keine Schwäche. Die Kälte bricht die Schwachen und härtet die Starken.“

Doch Borg konnte nicht glauben, dass seine Andersartigkeit ein Geschenk war. Er war wie der Schnee: überall und doch nirgendwo zu Hause. Die Wärme der Gemeinschaft blieb ihm fremd, selbst wenn er am Feuer saß.

Eines Nachts, als der Vollmond den Schnee in silbernes Licht tauchte, lag Borg wach in der Gemeinschaftshütte. Das Schnarchen der anderen Kinder war ein gleichmäßiges Rauschen, doch Borgs Gedanken waren wirr. Er stand auf, zog seinen dicken Mantel über und trat hinaus in die Kälte. Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, und sein Atem formte weiße Wolken, die im Wind zerfielen.

Er lief, immer weiter, bis er an eine Klippe kam, von der aus er die weite Tundra überblicken konnte. Der Mond warf sein Licht über das Land, und Borg fühlte eine seltsame Ruhe. Hier, allein mit der Natur, schien der Schnee ihn nicht zu verurteilen.

Plötzlich flackerte etwas in seinem Geist – ein Bild, eine Erinnerung, die er nicht einordnen konnte. Zwei Gestalten, verschwommen und unklar, die ihn in eine Decke wickelten. Worte, die der Wind verschluckte. Dann: das eisige Weiß.

Borg spürte, wie etwas in ihm wuchs. Etwas, das lange geschlafen hatte. Eine leise, aber beständige Kraft. Er ballte die Fäuste und sah hinauf zu den Sternen, die über ihm funkelten.

„Wer bin ich?“ flüsterte er in die Nacht.

Keine Antwort kam, doch die Frage hallte in seinem Herzen nach.

 

Kapitel 2: Feuer und Eis

Das Leben im eisernen Adlerstamm war für Borg eine tägliche Prüfung. Es war nicht nur die Härte der Kälte oder die strengen Regeln der Gemeinschaft – es waren die anderen Kinder, deren Bosheit wie Dolche war. Borg war immer der Außenseiter, immer der, der anders war. Sie warfen Schneebälle auf ihn, oft mit Steinen darin. Sie zogen ihn in den Dreck, rissen ihm seine warmen Kleider weg und lachten, wenn er zitternd und wütend zurückblieb.

Wenn er sich wehrte, wurde es schlimmer. Einmal packte er einen der Jungen, der ihn verspottet hatte, und warf ihn zu Boden. Der Junge brach sich dabei den Arm. Heulend lief er zu seiner Mutter, und die Erwachsenen des Stammes riefen Borg vor die Ältesten.

„Du bist stärker als sie,“ sagte einer der Jäger. „Deshalb liegt es an dir, sie nicht zu verletzen. Stärke ist Verantwortung, Borg.“

Doch Borg fühlte nur Ungerechtigkeit. Warum durfte er nicht zurückschlagen? Warum waren sie blind für die Schmerzen, die man ihm zufügte?

Eines Nachts änderte sich alles.

Es begann mit einem leichten Geruch in der Luft, süß und bitter zugleich: Rauch. Dann hörte man die Schreie. Borg riss die Augen auf und sprang aus seinem Bett in der Gemeinschaftshütte. Draußen war Chaos. Hütten standen in Flammen, der Schnee war von Asche geschwärzt, und überall liefen Menschen schreiend umher. Frauen versuchten, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, Männer griffen nach Waffen, doch es war zu spät.

Die Angreifer kamen aus der Dunkelheit: Icewalker. Wilde, tätowierte Krieger in schweren Pelzen, die ihre Äxte schwangen und mit einem grimmigen Lächeln töteten. Ihre Gesichter waren mit weißer Farbe bemalt, die sie wie Geister aussehen ließ, und ihre Augen glühten vor Blutdurst.

Borg stand wie erstarrt, während die Welt um ihn herum zusammenbrach. Männer fielen unter den Schlägen der Angreifer, Frauen wurden zu Boden gezerrt, Kinder versteckten sich schluchzend in den Ruinen der Hütten. Es war ein Albtraum, der keinen Platz für Helden ließ.

Ein Icewalker entdeckte Borg, ein massiger Mann mit einem zotteligen Bart und einem Gesicht, das mehr Narben als Haut war. Er hielt inne, die blutige Axt in der Hand, und sah den Jungen an. Borg starrte zurück, sein Atem sichtbar in der kalten Luft, doch er wich nicht zurück. Der Mann lachte tief und rau.

„Du hast keine Angst,“ sagte er, seine Stimme ein Knurren.

Borg antwortete nicht, doch seine Augen verrieten seine Wut. Der Icewalker trat näher, als würde er den Jungen provozieren wollen. Instinktiv ballte Borg die Fäuste und ging in eine Haltung über, die ihm die Jäger des Stammes beigebracht hatten. Der Icewalker zog eine Augenbraue hoch, beeindruckt von der Haltung des Jungen.

„Das ist gut,“ sagte er schließlich. „Mut und Zähigkeit. Du gehörst nicht zu diesen Schwächlingen.“ Dann lachte er laut und drehte sich zu seinen Kriegern um. „Dieser hier kommt mit uns!“

Das Dorf wurde ausgelöscht, die wenigen Überlebenden blieben weinend und zitternd in den Ruinen zurück. Doch Borg war fort. Die Icewalker nahmen ihn mit, fesselten ihn jedoch nicht. Sie behandelten ihn nicht wie einen Gefangenen, sondern wie einen Neuling, der sich erst beweisen musste.

Das Leben bei den Icewalkern war eine neue Art von Härte. Sie lebten nach dem Gesetz der Stärke. Schwäche wurde verachtet, Zähigkeit bewundert. Borg musste jagen, kämpfen und überleben lernen, und die Icewalker zeigten ihm keine Gnade. Sie verlangten von ihm, Holz zu hacken, schwere Lasten zu tragen und in brutalen Trainingskämpfen gegen andere Jungen zu bestehen. Wenn er fiel, wurde er ausgelacht, doch wenn er standhielt, nickten sie anerkennend.

Die Werte der Icewalker wurden ihm schnell klar: Stärke war alles. Mut und Loyalität zählten, aber Mitleid war eine Schwäche, die nur die Toten zeigten. Borg fand in dieser Welt seinen Platz, denn zum ersten Mal wurde er nicht verspottet, sondern respektiert – für seine Wut, seine Zähigkeit, seine Fähigkeit, nicht aufzugeben.

Die Icewalker waren aber mehr als eine einfache Ansammlung von Kriegern. Es war eine Gemeinschaft, durchdrungen von alten Traditionen, Mythen und einer tiefen Ehrfurcht vor den Kräften, die über die Menschen wachten. Die Schamanen des Stammes, gekleidet in Fell und mit Masken, die Tiergeister darstellten, waren die Bewahrer dieser Traditionen. Ihre Riten und Zeremonien waren der Herzschlag des Stammeslebens, eine Verbindung zu den Geistern der Natur und den Ahnen.

Regelmäßig fanden Riten statt, die die Gemeinschaft stärkten oder die Geister um Schutz baten. Einige waren einfache Dankeszeremonien, bei denen Fleisch oder Felle geopfert wurden, während andere blutige und einschüchternde Angelegenheiten waren, in denen die Krieger ihre Stärke bewiesen. Die Schamanen führten Tänze auf, deren Bewegungen die Tiere nachahmten, die sie als Totem verehrten. Flammen und Rauch aus besonderen Kräutern erfüllten die Luft, und es hieß, die Geister könnten durch die Schamanen sprechen.

Ein besonders gefürchtetes Ritual war das Rufen des Jagdsturms. Dabei wurden die Krieger mit dem Blut eines erlegten Raubtiers gesalbt, um die unbändige Wut und Stärke dieses Tieres zu übernehmen. Borg hatte dieses Ritual selbst durchlaufen, als er von den Icewalkern aufgenommen wurde, und dabei seine Verbindung zu Great Terror, dem Totemtier des Stammes, offenbart.

Great Terror war eine mythische Kreatur, die in den Geschichten der Icewalker als Jäger der Mammuts und Bestrafer der Überheblichen galt. Es wurde gesagt, dass es nur in den tiefsten Winternächten erschien, seine silbernen Reißzähne im Mondlicht blitzten und seine Schritte den Boden erzittern ließen. In den Legenden war es der Boogieman, der diejenigen verschlang, die die Geister nicht respektierten oder Schwäche zeigten.

Borgs Verbindung zu diesem Totemtier zeigte sich bei einem seiner ersten Riten, als ein Schamane das Blut eines Wolfes auf ihn tropfen ließ und ein altes Mammutfell um ihn legte. Die Geister hatten seinen Namen gerufen, und seitdem wurde er als der „Sohn von Great Terror“ angesehen. Für die Krieger war es ein Zeichen von Stärke, doch die Kinder und sogar einige Erwachsene mieden ihn, als ob er selbst ein Monster wäre. Es verstärkte seine Isolation, doch es machte ihn auch unerschütterlich.

Die Icewalker waren keine friedlichen Nomaden. Krieg war ein ständiger Begleiter, und einer ihrer bekanntesten Rivalen war die Haslanti League. Die Haslanti waren vergleichsweise technologisch fortschrittlicher und nutzten Segelschiffe, Luftschiffe und Schlitten, um ihre Überlegenheit auszuspielen. Doch die Icewalker hatten den Vorteil ihrer Wildheit und der geisterhaften Unterstützung, die durch die Riten und Schamanen gestärkt wurde.

Trotz der Fehden gab es auch Zeiten, in denen Haslanti und Icewalker Seite an Seite kämpften. Die Bedrohung durch größere Feinde wie rivalisierende Icewalker-Stämme, konnte die beiden Gruppen kurzzeitig vereinen. Diese brüchigen Allianzen waren jedoch oft von Misstrauen geprägt und dauerten selten lange.

Mit jedem Jahr, das verging, wurde Borg stärker und größer. Sein Körper war jetzt von Muskeln durchzogen, seine Haut von Bemalungen und Narben gezeichnet. Mit 15 war er kein Junge mehr, sondern ein junger Krieger, der sich den Respekt des Stammes verdient hatte. Doch in stillen Momenten, wenn er allein unter dem sternenübersäten Himmel saß, kehrten die Bilder seines alten Lebens zurück: das Lachen der Kinder, die Wärme der Feuer im Dorf, die Älteste, die ihm immer sagte, er sei ein Kind der Kälte.

War er wirklich ein Teil dieses wilden Stammes geworden? Oder war er immer noch ein Fremder, der nach einem Platz suchte, den er Heimat nennen konnte?

 

Kapitel 3: Das Blut der Unschuld

Das Jahr 751 nach der Herrschaft der Drachen begann mit einem eisigen Wind, der die Haut wie Messer schnitt. Der Himmel war bleigrau, und die Sonne, verborgen hinter dichten Wolken, war kaum mehr als ein scheuer Schein am Horizont. An diesem Tag rüstete sich der Icewalker-Stamm für einen Raid, der die Stärke der neuen Generation auf die Probe stellen sollte. Borg, jetzt ein junger Mann von fünfzehn Jahren, durfte zum ersten Mal mitziehen.

Die Anführer des Stammes hatten ein Ziel gewählt: ein kleines Dorf, abgelegen und schwach. Es lag versteckt zwischen schneebedeckten Hügeln und war kaum mehr als eine Ansammlung von Hütten und Scheunen. Das Knirschen der Stiefel im Schnee war das einzige Geräusch, als die Icewalker sich dem Ort näherten. Borg hielt seine Axt fest in der Hand, das schwere Metall kalt gegen seine Finger. Er spürte die Mischung aus Vorfreude und Nervosität, die ihn fast ersticken ließ.

Als der Angriff begann, war das Dorf überraschend gut vorbereitet. Die Männer des Dorfes, bewaffnet mit Lanzen und Bögen, hatten Barrikaden errichtet und kämpften mit einer Verzweiflung, die die Icewalker überraschte. Pfeile zischten durch die Luft, und das Brüllen der Kämpfenden hallte über das Eis. Borg stürzte sich in den Kampf, seine Axt schwang mit tödlicher Präzision, und seine überlegene Stärke machte ihn zu einer Naturgewalt auf dem Schlachtfeld. Doch die Gegenwehr war zäh, und einige der Icewalker fielen unter den Lanzen der Verteidiger.

Der Anführer der Icewalker, ein riesiger Mann namens Ulfrik mit einem Bart, der wie Eiszapfen an seinem Gesicht hing, beobachtete das Geschehen von einem Hügel aus. Mit einem wütenden Schrei rief er seine Krieger zurück. „Wenn sie sich so wehren wollen, dann sollen sie die Konsequenzen tragen!“

Er gab den Befehl, das Dorf auszulöschen. Kein Überlebender, kein Stein auf dem anderen.

Die Icewalker setzten die Hütten in Brand, die Flammen fraßen sich durch das trockene Holz und tauchten den Schnee in ein höllisches Orange. Die Dorfbewohner, die nicht im Kampf fielen, wurden gnadenlos niedergemacht. Frauen und Kinder wurden ebenfalls nicht verschont, und das Blut färbte den Schnee rot.

Borg, der anfangs noch gezögert hatte, fand sich bald im Chaos wieder. Er stürmte durch das brennende Dorf, seine Axt hob und senkte sich, und er spürte die Macht, die mit jeder Bewegung durch seine Muskeln floss. Die Schreie der Sterbenden wurden zu einem Hintergrundrauschen, und der Geruch von verbranntem Holz und Fleisch vermischte sich mit dem beißenden Wind.

Als die Schlacht vorbei war, kniete Borg neben einem toten Mann, der noch eine blutige Lanze in der Hand hielt. Er sah den leeren Blick des Mannes, spürte kurz einen Stich in seiner Brust – war das Mitleid? Doch er schüttelte den Gedanken ab. Ulfrik hatte Recht: Schwäche hatte keinen Platz in dieser Welt. Borg richtete sich auf, seine Augen leer, und folgte den anderen, die die wenigen Habseligkeiten der Dorfbewohner zusammenrafften.

Die Beute war enttäuschend gering. Einige Felle, ein paar Werkzeuge, kaum Nahrung. Ulfrik fluchte laut, doch der Befehl war erfüllt, und das Dorf existierte nicht mehr. Es war eine Lektion, die Borg nie vergessen würde: Stärke herrscht, und Schwäche wird ausgelöscht.

Die Jahre vergingen, und Borg wurde immer mehr zu dem, was die Icewalker in ihm sahen: ein Krieger, groß wie ein Berg, mit einer Kraft, die selbst die Stärksten in Ehrfurcht erstarren ließ. Sein Körper war eine Waffe, seine Gedanken scharf wie ein Messer, doch sein Herz verhärtete sich mit jedem Angriff, jedem Raid. Mitleid wurde zu einem verblassenden Echo, das in den Tiefen seines Geistes erstickt wurde.

Mit jedem Raid lernte Borg mehr von den brutalen Taktiken der Icewalker. Angriff, Zerstörung, Plünderung – es war ein immer gleicher Rhythmus, eine Spirale der Gewalt, die keinen Anfang und kein Ende zu haben schien. Doch für Borg war es selbstverständlich geworden. So war die Welt, so musste sie sein.

Mit 28 Jahren war Borg der größte und stärkste Krieger seines Stammes. Niemand stellte seine Kraft infrage, und seine Taten auf dem Schlachtfeld waren legendär. Er war zu einer lebenden Verkörperung der Werte der Icewalker geworden: Furchtlosigkeit, Zähigkeit, Rücksichtslosigkeit.

Doch tief in seinem Inneren, verborgen hinter Schichten aus Härte und Blut, flackerte ein kleiner Funken. Eine Frage, die er nie laut aussprach, die ihn jedoch manchmal heimsuchte, wenn er nachts allein unter den Sternen saß:

„Ist das wirklich alles, was ich bin?“

 

Kapitel 4: Der goldene Schleier

Das Jahr 764 war ein Jahr der Schrecken und Legenden. Der Bull of the North, ein Name, der wie ein eisiger Wind über die Tundra fegte, hatte seinen Einfluss weit über die Grenzen der Haslanti League hinaus ausgeweitet. Er war kein gewöhnlicher Icewalker. Geschichten sprachen von seiner übermenschlichen Stärke, seiner Fähigkeit, ganze Stämme zu vereinen, und seiner Armee, die keine Gnade kannte.

Borg hatte von ihm gehört, wie jeder Icewalker, doch sein eigener Stamm war von der Vereinigung ausgeschlossen geblieben. Der alte Stolz seiner Anführer ließ sie abseits stehen, doch der Bull of the North ignorierte sie, als seien sie bedeutungslos. Nun führte dieser legendäre Krieger Krieg gegen den Süden, seine Armeen zerbrachen Legionen und Städte, doch plötzlich stockte sein Vormarsch. Der Bull und seine Armee blieben an einem Ort stehen, als hätte ein unsichtbarer Faktor sie zurückgehalten.

„Borg!“ rief Ulfrik, der Anführer von Borgs Stamm. „Du bist unser fähigster Scout. Wir müssen wissen, was der Bull plant. Wo seine Armee lagert, wie stark sie ist.“

Borg nickte knapp. „Ich gehe. Ich werde zurückkommen, bevor der nächste Mond aufgeht.“

Er brach bei Tagesanbruch auf zusammen mit seinem kürzlich gezähmten Falken der nicht mehr von seiner Seite wich. Seine Axt am Rücken und nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Die Spuren der Armee des Bulls waren leicht zu verfolgen. Der Boden war von den Stiefeln und Hufen zertrampelt, und der Rauch ihrer Feuer stieg am Horizont auf wie Mahnmale des Schreckens. Borg näherte sich vorsichtig, hielt sich im Schatten der schneebedeckten Hügel und nutzte die Kälte zu seinem Vorteil, um unbemerkt zu bleiben.

Die Größe der Armee raubte ihm den Atem. Tausende von Kriegern lagerten in einem engen Tal, ihre Banner flatterten im eisigen Wind. Es waren nicht nur Icewalker – er sah auch Söldner aus dem Süden, schwer gerüstete Männer und Frauen, deren Gesichter grimmig und entschlossen wirkten. Die Stärke des Bulls war überwältigend. Borg wusste, dass sein Stamm keine Chance hätte, sollte diese Macht über sie kommen.

Als er zurückkehrte, war es schon Nacht. Borg spürte die Erschöpfung, aber auch die Dringlichkeit. Er musste seinen Stamm warnen. Doch als er den letzten Hügel vor dem Dorf erklomm, blieb er stehen, und sein Herz setzte einen Schlag aus.

Flammen leckten an den Hütten des Stammes, die einst seine Heimat waren. Schreie hallten durch die Luft, und der Schnee war rot vom Blut seiner Leute. Die Armee des Bulls war bereits hier gewesen. Ihre Banner wehten zwischen den Ruinen, und die wenigen Überlebenden wurden zusammengetrieben oder gnadenlos niedergemetzelt.

Borg rannte, seine Axt in der Hand, aber er wusste, dass er zu spät kam. Überall um ihn herum lagen die Leichen seiner Stammesbrüder und -schwestern. Er sah Ulfrik, der aufgespießt auf einem Speer hing, und die wenigen Krieger, die sich verzweifelt gewehrt hatten, jetzt nur noch leblos im Schnee. Ein Teil der todbringenden Armee schien weiterhin zu wüten und gründlich alle Überreste des Stammes zu vernichten.

Eine Flut von Emotionen brach über Borg herein. Wut, Verzweiflung, Schmerz. Es war, als wäre er wieder ein kleiner Junge, der in einem brennenden Dorf stand, hilflos vor der Zerstörung. Die Schreie, die Flammen, die Gerüche – alles schien sich zu wiederholen. Er kniete nieder, das Gesicht in den Händen, und brüllte in den Nachthimmel.

Etwas in ihm zerbrach.

Ein goldener Schleier legte sich vor seine Augen, und die Welt um ihn herum verschwamm. Er fühlte eine brennende Hitze in seiner Brust, eine Kraft, die ihn zu zerreißen drohte. Bilder blitzten in seinem Geist auf: ein helles Licht, ein majestätisches Wesen aus Feuer und Gold, ein Gefühl von Macht, das jede Faser seines Wesens durchdrang.

Dann wurde alles schwarz.

Als Borg wieder zu sich kam, war es still. Die Flammen waren erloschen, der Schnee war geschmolzen, und die Überreste der Armee des Bulls lagen um ihn herum. Hunderte von Körpern, zerfetzt und verbrannt, als hätte ein Sturm sie zerrissen. Borg stand mitten in diesem Chaos, seine Kleidung zerrissen, seine Axt verschwunden. Sein Körper war blutverschmiert, doch das Blut war nicht sein eigenes.

Er blickte auf seine Hände, die zitterten, und spürte die Nachwirkung der Macht, die durch ihn geflossen war. Er hatte keine Erinnerung daran, was passiert war, nur das Gefühl, dass etwas Übernatürliches ihn überkommen hatte.

„Was... bin ich?“ flüsterte er, doch die Leichen gaben keine Antwort.

Borg wusste, dass er keine Zeit hatte, darüber nachzudenken. Weitere Armeen könnten kommen, und er war allein. Ohne Waffen, ohne Heimat, ohne Stamm. Er machte sich auf den Weg nach Süden, fort von der Zerstörung, die hinter ihm lag. Seine Schritte waren schwer, sein Herz leer, doch tief in ihm keimte eine neue Frage:

„Bin ich ein Werkzeug der Zerstörung – oder etwas Größeres?“

Die Antwort würde ihn jenseits der Grenzen führen, die er bisher kannte.

 

Kapitel 5: Fremde Horizonte

Die Welt jenseits der eisigen Ebenen war für Borg so fremd wie ein anderes Leben. Die Reise nach Süden war lang und einsam. Mit jedem Schritt entfernte er sich von der Kälte der Tundra, den verschneiten Wäldern und den Stämmen der Icewalker. Die Luft wurde wärmer, die Landschaft verwandelte sich. An die Stelle des ewigen Schnees traten weite Ebenen, üppige Wälder und schließlich die seltsamen, fremdartigen Städte der Saltspire League.

Für Borg war es wie ein Erwachen in einem Traum, der ihn gleichzeitig faszinierte und abstieß. Die Städte der Saltspire League waren ein Labyrinth aus Stein und Holz, geschäftigen Märkten und Menschen, die so anders waren als die kriegerischen Icewalker. Die Leute hier trugen aufwändige Gewänder, ihre Stimmen waren weich, und ihre Bewegungen wirkten fast zerbrechlich. Alles, was Borg kannte – Härte, Stärke, die Gesetze der Wildnis – schien hier keinen Platz zu haben.

Borg hatte wenig, um zu handeln. Die wenigen Pelze und Waffen, die er aus dem Norden mitgebracht hatte, waren für die Händler der League von geringer Bedeutung. Ihre Währung waren Münzen, bunte Stoffe, seltene Gewürze – Dinge, die Borg nicht verstand. Seine massige Gestalt und die Narben auf seiner Haut machten ihn zu einer auffälligen Figur, und die Leute warfen ihm misstrauische oder sogar ängstliche Blicke zu.

Einmal bot er einem Händler seine Hilfe beim Transport von Waren an. Der Mann betrachtete ihn skeptisch, doch Borgs rohe Stärke überzeugte ihn. So begann Borg, sich über Wasser zu halten. Er bot seine Dienste als Träger oder Jäger an, tauschte Fleisch und Felle gegen Nahrung und Unterkunft. Es war eine harte Umstellung, doch er lernte schnell, wie man in dieser neuen Welt überlebte.

Doch nicht alles war so einfach. Seine Kräfte, jene mysteriöse, goldene Macht, die ihn in jener Nacht übermannt hatte, lagen wie ein Schatten über ihm. Borg wusste, dass sie gefährlich war, doch er wusste auch, dass sie ihm das Leben gerettet hatte. Einmal, als er sich im Wald einem Rudel Wölfe gegenübersah, spürte er, wie die Macht in ihm aufstieg. Doch als er sich daran erinnerte, was sie im Norden angerichtet hatte, unterdrückte er sie mit aller Kraft. Er kämpfte mit seinen eigenen Händen, trotz der Schmerzen und Wunden, und schwor sich, die Macht nie wieder freizusetzen.

In den Städten der Saltspire League sprach man von Göttern und Dämonen, von den Wyld-Hexen und den Anathema – Monstern in Menschengestalt, die von einer unheiligen Macht erfüllt waren. Borg hörte diese Geschichten in Tavernen und auf Marktplätzen, und jedes Mal zog sich sein Magen zusammen. Die Leute sprachen von diesen Wesen mit Hass und Angst, nannten sie Verräter an den Drachen und Feinde der Menschheit.

„Sie bringen nichts als Tod und Verderben,“ hatte ein alter Mann gesagt, während er an einem Becher Bier nippte. „Die Drachenlords haben uns vor ihnen bewahrt, doch manchmal kommen sie zurück, versteckt unter uns. Und wenn sie entdeckt werden, brennen wir sie.“

Borg wusste, dass er einer von ihnen war, auch wenn er es nicht ganz verstand. Die Geschichten passten zu dem, was er erlebt hatte – die übermenschliche Stärke, der Filmriss, die goldene Kraft, die alles um ihn herum vernichtet hatte. Er fühlte, dass diese Macht ihn veränderte, doch er wagte es nicht, jemandem davon zu erzählen. Er lernte, sie zu unterdrücken, sie zu verstecken, selbst in Momenten größter Not.

Die Jahre vergingen, und Borg passte sich an. Er eignete sich den waffenlosen Kampf an und konnte mit bloßen Fäusten Biester in der Windniss niederstrecken. Er war immer noch ein Außenseiter, ein Nordmann in einer fremden Welt, doch er fand Wege, sich einzufügen. Er lernte, mit den Leuten der League zu handeln, ihre Gepflogenheiten zu respektieren und sich ihre Sprache anzueignen. Doch in seinem Herzen blieb er ein Fremder.

Die Nächte waren die schwersten. In der Dunkelheit dachte er an seinen Stamm, an die Schrecken, die ihn geformt hatten, und an die Macht, die ihn verfolgte. Er fragte sich oft, ob er jemals wieder ein Zuhause finden würde – einen Ort, an dem er nicht nur überlebte, sondern wirklich lebte.

Doch diese Fragen blieben unbeantwortet, und Borg wanderte weiter, getrieben von einem Ziel, das er selbst noch nicht verstand. Vielleicht war es Rache, vielleicht Erlösung, die Suche nach Geborgenheit und Familie – oder vielleicht etwas, das er noch nicht benennen konnte.

 

Kapitel 6: Das goldene Leuchtfeuer

Das Jahr 767 brachte Borg in die Handelsstadt Brineshadow, eine kleine, aber bedeutende Satrapie des Realms. Hier kreuzten sich Karawanenrouten, und der Hafen war ein Drehkreuz für Waren und Gerüchte gleichermaßen. Die Stadt war lebendig, laut, und die Menschen redeten unaufhörlich – ein Lärm, der Borg bald auf die Nerven ging. Er war ein Mann weniger Worte, gewohnt, seine Absichten mit Taten zu zeigen. Doch in der Welt des Südens musste er lernen, mit Worten zu handeln, und das fiel ihm schwer.

Ein Söldnertrupp und eine starke Anführerin

Vor seiner Ankunft in Brineshadow hatte Borg sich einer kleinen Söldnertruppe angeschlossen. Die Gruppe versteckte sich in einer der Städte entlang seiner Route, immer darauf bedacht, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Anführerin, eine furchtlose Frau, war anders als jeder Krieger, den Borg zuvor getroffen hatte. Sie war stark, selbstbewusst und hatte eine Aura, die ihn an Ulfrik erinnerte – doch es war etwas mehr als das. Ihre Bewegungen hatten eine Eleganz, und wenn sie kämpfte, schien sie von einem inneren Feuer angetrieben zu werden.

Borg spürte instinktiv, dass sie etwas war, was die Leute hier einen "Dragonblooded" nannten. Sie konnte ihn mit Leichtigkeit in die Schranken weisen, und Borg entwickelte einen stillen Respekt für sie. Dennoch war ihre Verbindung rein pragmatisch – Borg war ein Außenseiter, und sie wusste, dass er ein Mann war, der wenig sprach, aber viel verbarg. Schließlich trennten sich ihre Wege, als Sie mit ihrer Truppe weiterzog und Borg sich in Richtung Brineshadow aufmachte.

Brineshadow war eine geschäftige Stadt, und Borg fühlte sich von der Menge erdrückt. Er hielt sich zunächst am Rande der Märkte auf und beobachtete das Treiben, bis etwas Ungewöhnliches geschah. Am Horizont erschien plötzlich ein riesiges goldenes Leuchten, das den Himmel erhellte. Es war wie ein Signalfeuer, eine Explosion von Licht, die so schnell verschwand, wie sie gekommen war.

Die Reaktion der Menschen war unmittelbar. Hektisches Geflüster erfüllte die Straßen, und Borg hörte wiederholt ein Wort: Anathema. Er folgte der Menge und gelangte zu einem aufgebrochenen Gefängnis. Die Mauern waren zerbrochen, und an einer der Wände war eine Hülle aus menschlicher Haut genagelt – ein makaberes Zeichen, das selbst Borg eine Gänsehaut verursachte.

Neugierig sprach Borg einen der Händler an, der sichtlich nervös wirkte. Der Mann stellte sich als Lenian vor, ein Händler aus der Karawane des reichen Kaufmanns Arobyn. Borg, der schnell begriff, dass Informationen in dieser Stadt wertvoller waren als Silber, gab sich als Teil von Arobyns Handelskarawane aus. Er erfuhr, dass die Stadt in Aufruhr war, weil das Leuchtfeuer als Zeichen eines mächtigen Anathema galt, der das Gefängnis zerstört und geflohen war.

Um sich in der Stadt abzusichern, suchte Borg die Handelskarawane von Arobyn auf. Dort traf er auf Hera, eine Frau mit scharfen Augen und einem noch schärferen Verstand. Borg informierte sie, dass ihr Herr tot sei. Die Nachricht schockierte Hera, doch sie akzeptierte Borgs Anwesenheit, da er sich als nützlich erwies. Er schlief in der Sicherheit des Lagers, bereit, am nächsten Morgen neue Gelegenheiten zu suchen.

Am nächsten Tag gelang es Borg, sich als Leibwächter für einen Mönch namens „Himmlische Gelassenheit des Sternenhimmels“ zu verdingen, ein mysteriöser Gelehrter und Mystiker, der von Brineshadow aus Handelsgeschäfte leitete. Er war klug, wortgewandt und faszinierend – das genaue Gegenteil von Borgs karger Natur. Doch er schien seine Stille zu schätzen, und ihre Zusammenarbeit begann reibungslos zudem er nun mit einem Anathema auf freien Fuß definitiv dankbar für einen Leibwächter war.

Am Abend kehrte die Unruhe in die Stadt zurück. Ein großes Schiff legte im Hafen an, und Borg bemerkte sofort, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Handelsschiff handelte. Die Banner des Realms wehten stolz im Wind, und schwer gerüstete Soldaten marschierten von Bord. Unter ihnen waren auch Gestalten mit einer spürbaren Präsenz – Dragonblooded, das Herzstück der gefürchteten Wyld Hunt.

Borg vermutete, dass sie wegen des goldenen Leuchtfeuers hier waren. Sein Herz schlug schneller, doch er zeigte keine Regung. Er hielt sich in der Nähe von „Himmlische Gelassenheit des Sternenhimmels“ und beobachtete die Ankömmlinge mit scharfem Blick.

Die Jagd hatte begonnen, und Borg wusste, dass er vorsichtig sein musste. Die Wyld Hunt jagte Anathema, und auch wenn er die wahre Bedeutung dieses Wortes nicht ganz verstand, wusste er, dass er auf ihrer Liste landen könnte, wenn er nicht aufpasste. Wenn er mehr über sein Wesen erfahren will, muss er den anderen Anathema finden. Oder sollte er zuerst lieber die Wyld Hunt genauer verstehen?

 

Kapitel 7: Die Ankunft

... Weiter bei Preludium - Ankunft in Brineshadow ...

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