Miseo - Zerzalssohn aus der Tiefe

Miseo - Zerzalssohn aus der Tiefe

Miseo ist ein Tiefling aus der dunklen Kanalisationen von Fischerort, erkennbar an seinem grauen Fell und den tiefgrauen Augen. Als Zerzalsohn verfügt er über magische Fähigkeiten, deren Umfang niemand genau kennt – Gerüchten zufolge kann er vielleicht sogar mit Geistern kommunizieren. 

Im Untergrund ist Miseo bekannt für seine Fertigkeiten als Rattenjäger. Trotz alledem hat er sich bisher keiner Sippe angeschlossen und zieht als Einzelgänger umher. Seine Unkenntnis über die Gepflogenheiten der Oberwelt führen oft zu kulturellen Missverständnissen, doch seine direkte Art und seine Fähigkeiten im Kampf sichern ihm Respekt unter den Katzen.

 

 

 

Privater Bereich, NICHT für Spieler die NICHT diesen Charakter spielen.



 

Das Erwachen

 

Als das Licht über den Horizont hinfort wanderte, wurde es wieder Dunkel in der Kanalisation. Das bisschen an Licht, das durch den Ausstieg seinen Weg nach unten suchte, reichte kaum aus, um die Konturen derjenigen auszumachen, welche sich dort unten befanden. Der Lärm, welcher kurz zuvor noch durch die Tunnel dröhnte, war plötzlich verstummt. Kein Fauchen, kein Zischen, kein Schreien war mehr zu hören.

….

Ich schlug die Augen auf…

Mein Herz raste. Irgendetwas ist geschehen. Was hatte ich gerade getan….

Wo bin ich….

Ich liege rücklings auf dem Boden. Nein. Zu weich….

Ich tastete den Untergrund ab. Es fühlt sich vertraut an. Ich greife zu….

Ich kann greifen….

Ich fühle Fell. Eine Pfote. Sie ist kalt….

Ich richte mich langsam auf….

Blut läuft mir über die Augen und ins Gesicht….

Alles riecht nach Eisen. Nein. Da ist mehr….

Was ist hier geschehen…. Ich war dabei….

Wir waren dabei. Dabei gerade Essen zu jagen. Ratten.

Ist es Rattenblut….

….

Wie komme ich darauf….

….

Wir hatten Hunger. Wir wollten Essen. Meine Sippe und ich wollten essen….

Es waren zu viele….

Ich und fünf weitere Katzen wollten was zu essen….

Was halte ich da fest? Ach ja, die Pfote.

Ich kenne sie. Sie gehört zu meinem Bruder…Bruder…

Sein Körper ist zerkratzt…

Er wurde gebissen…

Er rührt sich nicht….

Ich sehe meine anderen Geschwister und Eltern….

Sie bewegen sich nicht…

Mein Kopf tut weh… Nein, der Körper….

Was sind das für Wörter….

Ich verstehe das nicht….

Ratten. Überall Ratten….

Sie fliehen alle… Nein, einige bewegen sich auch nicht…

 

Bin ich allein….

Ah, mein Kopf….

Ich muss hier weg…weg….

 

Einige Zeit später

 

Miseo schlug die Augen auf, rollte sich von seinem Steinbett und streckte sich. Er ging zu seinem Feuer und nahm sich die letzten Reste der Ratte und setzte sich wieder. Das Feuer hüllte das Eck der Kanalisation in ein schummriges Licht. Er aß auf und machte sich bereit aufzubrechen und sich die nächste Mahlzeit zu besorgen.

Wieder dieses Aufblitzen in seinen Gedanken. Er mochte das nicht, es raubte ihm seine Sinne. Er setzte sich wieder hin. Zum Glück ist das noch nie während der Jagd passiert.

Seit dem Tag des Erwachens plagten ihn seine Erinnerungen. Die ersten Male waren grauenhaft. Als die Erinnerung kam, konnte er sich nicht mehr bewegen. Er sah nichts mehr und eisenhaltiger Geruch stieg ihm in die Nase. Er durchlebte immer wieder die letzte Jagd mit seiner Sippe und ihm wurde von Mal zu Mal mehr Bewusst, wie hoch sein Verlust wirklich ist.

Mit der Zeit wurde es leichter. Er zog es vor von nun an allein zu bleiben. Nochmal so einen Verlust zu erleiden… Nein… kommt nicht in Frage. Außerdem, wie sollte er denn im Team jagen? Seine Erinnerungen zu kontrollieren, fällt ihm schwer. Und jetzt kommen auch noch diese Träume hinzu…

Irgendein Knochengesicht versucht ihm anscheinend etwas mitzuteilen. Aber Miseo wollte nicht zusehen. Es reichte schon, wenn er hin und wieder auf andere erwachte Katzen in den Gängen der Kanalisation traf. Aber meistens trennten sich ihre Wege nach einem kurzen „Hallo, wie geht’s?“ und „Gute Jagd“, wieder.

Die anderen Katzen ließen ihn zufrieden. Wahrscheinlich hielten sie ihn für sonderbar, oder so. Er war wohl der Einzige, der nicht im Rudel jagte. Jedenfalls lief ihm noch niemand ohne Begleitung über den Weg.

Eine Gruppe gab es allerdings, die sich, ab und zu, zu ihm setzte. Er merkte sich ihre Namen nicht. Nicht dass er ein schlechtes Gedächtnis hätte, nein, er wollte sich die Namen nicht merken. In der Gruppe gab es auch eine junge Kätzin, die alles großartig, alles super und alles sehr, sehr spannend findet. Jede Neuigkeit erzählte sie ihm im Überschwang. Miseo ließ es sich nicht anmerken, aber er genoss es so völlig vorurteilsfrei angesprochen zu werden.

Die Kätzin erzählte ihm von Roland, wie sie sagte ein „sehr großer Muskelkater“. Sie verkauften ihm einige der gejagten Ratten und erhielten dafür Glöckchen…. Sie sah seine Verwirrung, aber auch durch die Ergänzung „damit man sich was kaufen kann!!“, machte sie es nicht besser. Sie gab ihm aber noch eine genaue Beschreibung wo er zu finden ist und dass er es doch mal versuchen solle. Da sie keine Ruhe gab, versprach er ihr Roland zu besuchen.

„Glöckchen. Was kaufen. Keine Ahnung, was sie meint, aber hab’s versprochen. Hoffentlich machen die Dinger nicht zu viel Lärm. Sowas ist nicht gut hier… Und was soll ich mir kaufen. Hab ja alles…“

 

Roland

 

Heute war es so weit. Miseo hatte 5 Ratten für Roland gefangen. Davon aber eine selbst gegessen. Also 4 Ratten für Roland. Er war sich nicht sicher ob das genug für so ein Glöckchen ist, aber versuchen kann man es ja mal. Und, ach ja, er musste nach oben. Raus aus der Kanalisation. Er war noch nie außerhalb der Kanalisation. Aufregung kam in ihm hoch als er sich dem Ausstieg näherte.

Ganz schön hell. Als Miseo nach oben sah, blendete ihn das Sonnenlicht und seine Augen schmerzten. Er riss sich zusammen und kletterte nach oben. Oben angekommen sah er seltsame Zweibeiner, jeder ein anderes Fell oder Fetzen oder was auch immer das sein sollte. Er fragte sich, wie er in dem Gewirr Roland finden sollte.

Er verließ jetzt den letzten Rest an Kanalisation, den er noch hatte. Er zog seine Knochenrüstung zurecht, richtet seine beiden Schwerter; alles selbst gebaut, worauf er sehr stolz war; und nahm die zusammengebundenen 5 Ratten; nein 4… und beschloss sich umzusehen.

Kaum aufrechtstehend bekam er einen Tritt! „Verpiss dich Zirkus-Katze“. Miseo verstand die Worte nicht. Der Zweibeiner rief noch mehr und Miseo hatte das Gefühl, dass es nicht freundlich war. Der Zweibeiner hielt ein rundes Ding mit einem Stab dran in der Hand. Das dieser damit auch noch wedelte, beruhigte ihn in keinster Weise. Mehrere dieser langen Wesen waren nun auf ihn aufmerksam geworden. Manche kreischten und deuteten auf seine gefangenen Ratten, manche wedelten mit bloßer Hand.

Er beschloss zu laufen. Sehr schnell zu laufen. Er rannte die Gassen entlang, kreuz und quer und suchte eine Versteckmöglichkeit. Sonderlich weit konnte er nicht sehen, da sich seine Augen noch nicht an das Licht gewöhnt hatten.  Doch er bemerkte eine dunkle Ecke. Er lief auf sie zu und hoffte auf einen sicheren Ort.

Die Mauer-Nische bot gerade so für ihn und seinen Ratten Platz. Sein Plan ging auf und die Zweibeiner widmeten sich wieder ihren eigenen Geschäften.

Als es Abend wurde, wurden auch die Straßen leerer. Er wartete noch ab, bis es ein wenig dunkler wurde und als kaum noch welche dieser ungehobelten Wesen unterwegs waren, kam er wieder raus.

Wieder auf der Straße bemerkte er, dass die Anzahl an Katzen ebenso drastisch zugenommen hatte wie die Abwesenheit der Zweibeiner. Optisch sahen sie ähnlich gewandet wie die Langen aus, aber es waren Katzen.

Eine kam besonders nah an seiner Nische vorbei. Eine so bunte hatte er wirklich noch nie gesehen…

Miseo: „Hallo, Entschuldigung.“

Aranierin: „Du meine Güte…“ sie legte dabei ihre Pfote auf die Brust und drehte ein wenig den Kopf weg.

Miseo: „Äh, kannst du mir sagen, wie ich zum Mäusemarkt komme?“

Aranierin: „Und es spricht. Uäh. Geh da lang.“ Sie zeigte mit ihrer, wohl kaputten Pfote, in östliche Richtung. Die andere wanderte von Brusthöhe weiter bis sie Mund und Nase bedeckte.

Miseo: „Weißt du, ob Roland da ist? Und ob er heute Ratten kauft?“

Aranierin: „Du meine Güte. Woher soll ich dass denn wissen. Sehe ich aus wie ein Rattenjäger?“

Miseo lachte herzhaft: „Nein. Die würden dich meilenweit im Voraus sehen.“

Aranierin: „So was habe ich ja noch nicht erlebt…“ sie zeigte immer noch nach Osten

Miseo: „Aber du solltest was für deine Pfote machen. Die hängt ganz schön schlapp herunter. Hier, ich hab noch Flußkräuter, die helfen“

Die Aranierin riss die Augen auf. Nahm die Hände herunter. Drehte sich um und ging empört davon.

Miseo verstand nicht, warum sie so missgelaunt war, schob es aber auf die verletzte Pfote. Trotzdem verhielt sie sich sehr merkwürdig. Er nahm sein Bündel Ratten und ging in Richtung Osten.

Auf einem großen Schild, welches ein sehr großes Tor zierte, stand „Mäusemarkt“. Endlich war er am Ziel. Jetzt musste er nur noch Roland finden. Er hielt nach der größten Katze Ausschau. Mehr Beschreibung hatte er nicht. Nach ein wenig umsehen sah er eine und hielt zielstrebig auf diese zu.

Miseo: „Hallo, bist du Roland?“

Roland: „Ja, mein Freund. Was kann ich für dich tun?“ Er beugte sich bei diesen Worten ein wenig herunter. „Wie ich sehe bist du aus der Kanalisation, oder?“

Miseo: „Äh, ja. Man hat mir gesagt du würdest Ratten kaufen.“ Er hielt Roland die vier Ratten vor die Nase.

Roland ging wieder ein bisschen nach oben „Oh, ja. Nun die riechen ja sogar noch relativ frisch. Nun, was verlangst du?“

Miseo: „Ich habe gehört es gibt dafür Glöckchen“

Roland: „Ja, aber wieviele“

Miseo: „Wie, wieviele?“

Roland: „Na, wieviele Glöckchen du für die Ratten haben möchtest.“

Miseo: „Keine Ahnung. Wieviele bekommt man denn für Ratten?“

Roland machte eine nachdenkliche Mine „Sag mal, kann es sein, dass du zum ersten Mal hier oben bist?“

Miseo: „Ja, wieso?“

Roland: „Wenn das so ist, dann komm erst mal mit in das Restaurant und wir trinken Katzenmilch und bereden alles weitere“

Roland legte seine Pfote auf Miseos Rücken und beide schlenderten in Richtung Eingang. Beide erzählten sich gegenseitig ein wenig was von ihrem erwachten Leben und tranken die eine oder andere Katzenmilch.

Mit 4 Glöckchen und einer guten Laterne ausgestattet verließ Miseo die Gaststätte. Draußen drehte sich alles. Nichts stand still. Er lief so gut es ging zum Eingang der Kanalisation. Er versuchte vorsichtig nach unten zu klettern, verlor den Halt und stürzte ab. Er schlug ziemlich hart auf dem Boden auf. Als er sich wieder aufrichtete, blickte er in das Gesicht einer ziemlich großen Ratte. Er bekam noch mit, dass er sich übergeben musste, danach verschwamm die Welt vor seinen Augen und es wurde dunkel um ihn.

 

Traumwelt

 

Miseo stand in einer weiten Ebene. Vegetation war nicht zu sehen. Um seine Füße waberte weißer Nebel. Er bemerkte, dass er seine beiden Schwerter in den Händen hielt.

Er setzte sich in Bewegung, sich immer umschauend, versuchte er irgendetwas in der Weite auszumachen. In einiger Entfernung vor ihm, erhob sich ein Hügel. Beim Näherkommen sah er eine Gestalt, welche am Fuße des Hügels saß. Er erkannte das Knochengesicht, welches er vorher schon in seinem Traum gesehen hatte.

Als er bei der Gestalt angekommen war, blickten sich beide an und Miseo setzte sich zu ihm. Miseo fragte was hier vor sich gehe und was er hier mache, aber das Knochengesicht schwieg. Da es sonst keinerlei anderer Optionen zu geben schien, blieb er sitzen. 

Das Knochengesicht fing an mit seinen Fingern im Nebel herumzurühren, bis ein Wirbel entstand. Miseo hörte seine Stimme im Kopf, die ihm versuchte etwas mitzuteilen, aber er konnte sie nicht verstehen. Gleichzeitig entstanden im Wirbel Bilder, nein, die Bilder bewegten sich, als ob man von ferne jemanden beobachtete. Es waren mehrere Katzen, die genaue Anzahl konnte Miseo nicht ausmachen, da ihre Konturen immer wieder mit dem Nebel verschwammen. Die Stimme im Kopf wurde deutlicher, gleichzeitig erschien eine weiße Katze im Wirbel „….finde… Sie…“. Die Katze verschwand und die Worte wurden undeutlicher. Miseo versuchte den Nebel zu vertreiben, um die weiße Katze wieder zu sehen und zu erfahren, was der Knochige von ihm will.

Die weiße Katze erschien, deutlicher als vorher „Finde das Firunsbärchen und Sie werden dich zu dem Speer führen“

Somit war Miseo so schlau wie vorher auch. Er sah den Kochigen an und fraget: „Wer bist du überhaupt?“. Dem Knochigen klappte der Kiefer nach unten und es knackte leise. „Finde es selbst heraus!“ hörte er nur noch und dann war er alleine. Es wurde wieder finster.

 

Noch ein Erwachen

 

Miseo kam wieder zu sich. Offenbar lag er auf dem Boden. Jedenfalls fühlte er Stein unter sich. Er ließ die Augen geschlossen. Sein Kopf fühlte sich an, als ob mehrere Ratten damit „erschlag den Stein“ gespielt hätten. Er versuchte langsam seine Gliedmaßen zu bewegen, um zu sehen ob noch alles funktioniert. Nachdem er alles soweit für gut befunden hatte, öffnete er die Augen. Er lag auf einer Steinstufe. Er legte sich immer auf eine Steinstufe zum Schlafen. Es brannte ein Lagerfeuer und alle seine Sachen waren auch da.

Sein Blick fiel auf eine Laterne. Ach, ja die von Roland. Langsam kamen seine Erinnerungen zurück. Aber wie ist er hierhergekommen? Er war weit weg vom Zugang zur Oberfläche. Er kannte die Nische. In diese zog er sich zurück, wenn er sicher gehen wollte niemanden zu begegnen. Somit blieb die Frage offen, wer kannte den Ort außer ihm noch und warum hat dieser jemand ihm geholfen?

Da er nach einer Weile immer noch auf keine Antwort kam, beließ er es dabei. Aber Antworten brauchte er. Der Traum erschien ihm zu real, als dass es nur Einbildung gewesen sein konnte.

Es nervte ihn, dass er erst von blöden Zweibeinern herumgeschubst wurde, dass Antworten auf seine Fragen erstmal offenblieben und vor allem diese vermaledeiten Kopfschmerzen. Ganz zu schweigen von seinem Magen, der bei seinem Aufstehen beschloss, seinen Inhalt nochmals zur Ansicht freizugeben.

Als er sah, was da vor ihm lag, war ihm klar, dass er fortan bei Wasser bleib. Alles andere ist definitiv zu unsicher.

Irgendetwas klimperte die ganze Zeit. Auch nervig. Er fand 4 Glöckchen in seiner Tasche, die beim Begutachten im Feuerschein funkelten. Viel zu auffällig und dieses ständige Scheppern. Auf die Jagd wollte er sie nicht mitnehmen. Also legte er sie neben seinen Schlafplatz auf einen Stein. Mal sehen wie viele das werden, dachte er sich.

Er fühlte sich immer noch elend. Wie lange dauert das denn? Entgegen seiner Gewohnheit, nach dem Aufstehen jagen zu gehen, legte er sich wieder hin. Essen konnte er momentan eh nichts, jedenfalls teilte ihm das sein Magen mit, als er daran dachte etwas zu sich zu nehmen.

 

Antworten?

 

Der Besuch an der Oberfläche hat Miseos Neugier geweckt. Er ging jetzt öfter nach oben, um sich umzusehen und um die Stadt zu erkunden. Ab und an brachte er ein paar Ratten zu Roland und erhielt ein paar Glöckchen dafür. Ob der Preis wirklich stimmte, war ihm egal. Er hatte eh keine Verwendung für die Dinger. Außerdem waren sie nicht sonderlich beständig. Wenn man sie aus den Augen ließ, konnte es sein das sie sich auflösten. Warum anstelle der Glöckchen andere Dinge, wie Schuhe oder auch mal tote Fische lagen, war ein weiteres Rätsel.

Aber wirklich interessierte er sich dafür herauszubekommen, wer das Knochengesicht war und was es mit diesem Speer auf sich hatte. In der Oberwelt hatte er keine Hinweise finden könne. Seine Konversation beschränkte sich auch darauf mit Roland zu handeln. Wen er fragen sollte, wusste er nicht und er wollte eigentlich auch mit niemanden reden.

Als er mal wieder seinem Tagesablauf nachging, traf er die Gruppe mit der quirligen kleinen. Die Älteren meinten zu ihr, dass sie Miseo in Frieden lassen solle, aber das blieb ohne Wirkung. Miseo erfuhr die neusten Informationen, wem was passiert ist. Jeder Versuch eine Frage einzustreuen, führte nur dazu mehr von anderen zu erfahren.

Miseo gab es auf. Geduldig hörte er zu und konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. Wie atmet sie eigentlich, sie holt ja kaum Luft? Einer der älteren legte seine Pfote auf ihre Schulter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Miseos Aufmerksamkeit lenkte sich auf den Arm des Älteren. An einem seiner Rüstungsteile hing eine Runde Scheibe mit einem stilisierten Totenschädel darauf. Dieser hatte fatale Ähnlichkeit mit dem des Knochengesichtigen.

Der Ältere Kater bemerkte Miseos Blick. „Oh, das Emblem. Was ist damit?“. Miseo: „Es kommt mir bekannt vor. Wie etwas, dass ich schon einmal gesehen habe. Was ist das genau?“. „Ein Zeichen des großen Jägers. Zerzal. Er ist einer unserer Ahnen. Er sieht die jenseitige und diesseitige Welt. Sagt man. Ich bin mir da nicht so sicher, aber man kann ja nie wissen!“. „Aha,“ entgegnete Miseo „wo kann man Zerzal finden? Ich würde gerne mit ihm reden.“. Der Ältere beugte sich nun zu ihm und sagte ihm mit vorgehaltener Hand: „Also, ganz unter uns. Ich glaube das sind nur Legenden, die wir den Jungen erzählen, damit sie folgen. Ich kenne keinen der jemals einen Ahnen gesehen, geschweige denn mit ihm gesprochen hätte.“. Sie redeten noch kurz über ein paar Jagdbegebenheiten und erklärten ihm, dass das Jagdglück Zerzal zuzuschreiben wäre. Danach verabschiedeten sie sich und gingen ihrer Wege.

Zerzal also….

Ein Ahne. Was auch immer das sein soll. Vielleicht sehe ich ihn nur im Traum, weil er schon auf der anderen Seite ist?

Was auch immer. Und was soll ich mit seinem Speer?

Ich glaub ich lass die Sucherei sein. Bringt eh nichts, wahrscheinlich ist der Speer auch auf der anderen Seite. Und die Weiße Pummel-Katze geleitet mich hinüber, oder irgendwas Ähnliches.

 

Erklärungen

 

In dieser Nacht schlief Miseo sehr unruhig. Wachte immer wieder auf, drehte sich um, bis es ihm zu blöd war. Wieso bekam er diese Gedanken nicht aus seinem Kopf? Zerzal. Nur eine Legende. Aber wenn ich schon nicht schlafen kann, könnte ich ja auf die Oberfläche und ein wenig erkunden.

Er stand auf, machte sich fertig und merkte erst jetzt, dass er nicht allein war. Er war auch nicht mehr in der Kanalisation. Um ihn herum war wieder dichter Nebel und neben ihm war das Knochengesicht.

Miseo sah ihn an und sagte: „Du bist also Zerzal“

Zerzal: „Ah, du hast es herausgefunden.“

Miseo: „Was soll das alles und wie bin ich hierhergekommen?“

Zerzal: „Hier? Na, du träumst. Und was das soll? Haben deine Eltern dir denn nichts beigebracht?“

Miseo: „An meine Eltern kann ich mich nicht erinnern. Und das hier fühlt sich sehr real an.“

Zerzal: „Sehr gut. Dann bekommst du jetzt meine Geschenke, die ich allen Ahenkindern gebe“

Miseo: „Wem? Was für Geschenke? Ich dachte ich soll deinen Speer suchen. Warum eigentlich?

Zerzal: „Ach Miseo. Wenn du dich nicht so abkapseln würdest, hättest du das alles nicht fragen müssen. Und es ist nicht mein Speer, den du finden sollst, sondern deinen!

Aber zu meinem ersten Geschenk: Konzentriere dich auf dich selbst und du wirst auch in schwierigen Situationen den Fokus der Jagd nicht verlieren. Es wird still um dich und mein Schweigen wird dich umhüllen“

Mein zweites Geschenk: Fokussiere eine Flamme in deiner Nähe und denke an die Dunkelheit. Mein Hauch wird die Flamme löschen und das verräterische Schattenspiel hat ein Ende.“

Mit diesen Worten drehte sich Zerzal um und verschwand.

Es wurde wieder dunkel und kurz darauf wachte Miseo auf. Na toll. Das wird ja immer kurioser. Und ganz ohne Katznmilch, oder was auch immer das war….

Kaum hat man eine Antwort, kommen mehr Fragen noch dazu. Was soll das mit den Geschenken? Konzentriere dich auf dich selbst…. Und denke an die Dunkelheit….

Miseo stand auf und lauschte. Nichts zu hören, außer leises Plätschern in der Ferne. Dann sah er seine Laterne an. Er zündete sie an und stellte sie in einiger Entfernung auf.

Wie war das noch gleich… Ah ja, Fokussieren und an die Dunkelheit denken. Fast ohne Anstrengung erlosch die Flamme. Miseos Augen wurden groß. Er schüttelte sich. Zufall, Wind, Einbildung oder sonst irgendwas, was ihm entgangen ist. Er wiederholte den Versuch, und wieder erlosch die Flamme.

„Na, gut. Dann funktioniert das halt. Ich denke ich werde auf die richtige Gelegenheit warten, um das mit dem Schweigen auszuprobieren. Mal sehen wozu das gut ist.“

 

Nach ein paar Tagen traf er seine Lieblingsgruppe wieder. Er ließ sich erklären, was es mit den Ahnenkindern so auf sich hatte und was es bedeutet seinen Speer zu suchen. Er erfuhr, dass Ahnenkinder mit besonderen Fähigkeiten gesegnet seien, hauptsächlich hat das wohl mit Geistern zu tun, aber so genau wissen sie es auch nicht. Das mit dem Speer allerdings soll wohl doch wichtig sein. Angeblich sind Ahnenkinder von Zerzal von Natur aus sehr begabt mit einem „Zerzal-Speer“ umzugehen.

Miseo dachte nach. Das hieß, er wollte nachdenken. Aber nachdem die Unterredung mit Errol (der Ältere) fertig war, meldete sich die kleine wieder zu Wort. Diesmal wollte Miseo nicht zuhören. Er hatte wichtigeres im Sinn. Da viel ihm das Geschenk ein.

Wie war das noch gleich: Konzentrieren auf sich selbst und…. Schon wurde es ruhiger. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, konnte aber die Worte nicht erfassen. Er selbst kam sich vor wie unter einer unsichtbaren Glocke. Er entspannte sich wieder und ihre Worte drangen wieder auf ihn ein.

„… und das war voll aufregend. Hat der Kleine gewonnen. Hat keiner gedacht. Und der Buchmacher war sauer, hat viele Glöckchen verloren.“

Die letzten Worte die er mitbekam erweckten seine Aufmerksmkeit.

Miseo: „Oh, entschuldige Kleine. Ich war gerade in Gedanken, wer hat was verloren?“

Kitara: „Also, erstens, ich heiße Kitana und nicht Kleine“ (Miseo wollte verbal zur Kenntnis geben, dass er sich jetzt ihren Namen merken wird, …aber er kam nicht dazu…) „und der dicke große rote Kater, von dem niemand den Namen weiß, hat den kleineren schlanken Torus ganz doll beleidigt, aber ich darf nicht wissen was er gesagt hat, dazu bin ich noch zu klein und muss erst älter werden, bis ich das verstehe, find ich zwar blöd, aber mir sagts halt noch keiner. Jedenfalls hat er Torus beleidigt, der war dann so sauer, dass er es auf einen Grubenkampf ankommen ließ. Dann gingen die beiden in die Grube und es muss sehr lange gedauert haben, bis es zu ende war, darf aber wieder nicht wissen, wer wem was abgebissen hat, dass sind jedenfalls die (sie nahm die Hand so, dass nur Miseo ihre Worte hören sollte und flüsterte weiter) die Sachen, die ich gehört habe. Zuschauen lassen die gemeinen Alten mich nicht! Weil eigentlich bin ich alt genug, um sowas zu sehen. Jagen soll ich ja auch gehen. Was glaubst du wem ICH da was abschneide…. (Miseo nickte verständnisvoll / sie sprach wieder normal weiter) … außerdem hab ich schon so viele Glöckchen gespart um zusehen zu können. Und der Torus hat dann gewonnen. Den großen Dicken hat man wohl nicht mehr gesehen, sagt man, aber wir wohnen auch ein wenig weg von der Grube als dass ich das wirklich überprüfen könnte, aber ich habe schon ein paar Freunde die mir dann davon berichten, wobei ich nicht sicher bin wer immer die Wahrheit sagt und wer nicht, aber eigentlich ist das nicht so wichtig, Hauptsache es gibt was zu erzählen (so langsam müsste sie jetzt umkippen, dachte Miseo, er hatte sie nicht Luftholen sehen), daher weiß ich auch das mit den Buchmacher, der wohl wütend die Wettschulden begleichen musste, konnte ja keiner ahnen, dass der kleinere gewinnt, jeder dachte, nach dem ersten schlag vom Roten ist alles erledigt aber nein, da gings wohl erst richtig los, ich muss unbedingt da mal hin, dann kann ich dir das viel genauer berichten.“

Miseos Augen wurden groß: „Schon gut Kitana, ich denke ich hab jetzt grob nen Überblick.“

„Ich heiße übrigens Diara“, meldete sich die Kätzin zu Wort, die bislang noch nicht einen Ton gesagt hatte. „Da du dir wohl jetzt auch unsere Namen merken kannst, wollte ich mich vorstellen“ mit einem breiten Grinsen streckte sie ihm ihre Pfote entgegen. Als er sie griff, flüsterte sie zu ihm „und keine Angst, das Rede überlass ich natürlich weiterhin Kitana“, „Super,“ sagte Miseo „mir ist jetzt noch schwindlig“. „Keine Sorge,“ entgegnete sie immernoch breit lächelnd „das geht vorbei“

Erol „Genug geplaudert, wir müssen weiter, uns fehlen doch 5 Ratten oder 5 Fische, sonst gibt es nicht genug zu essen im Rudel“

Nach diesen worten verabschiedeten die drei sich von Miseo und gingen davon.

 

Er war wieder allein. Ein Plan musste her. Aber viel mehr als an der Oberfläche nach Firunsbällchen Ausschau zu halten und zu hoffen, dass sie ihm bekannt vorkamen, wollte ihm nicht einfallen. Aber bis jetzt ist immer irgendwann das Geschehen, das auch geschehen sollte. Und außerdem, wenn Zerzal wollte, dass er den Speer findet, dann soll er gefälligst auch mithelfen. Immerhin war er eigentlich mit seinem Leben bislang zufrieden gewesen und jetzt kamen Veränderungen auf ihn zu. Nein, da kann der Ahne schon auch was beisteuern.

Miseo gingn in Gedanken versunken in Richtung seines Schlafplatzes. Zumidest dachte er das. Sein Weg führte ihn in Bereiche, die er normalerweise meidete. Hier wohnten, oder besser jagen die übergroßen Kanalspinnen, mit denen wirklich nicht zu spaßen ist und zur aller Übergroße kommt auch noch das Gift hinzu, das man abbekommt, wenn man gebissen wir.

Bevor er es realisierte wo er wahr, hörte er Schreie….

Er blieb stehen. Die Schrei schienen von einer einzelnen Person zu kommen, aber da war noch etwas anderes, etwas schrilles. Das Kannte Miseo, eine Kanalspinne. „Verdammt, wie bin ich jetzt hier gelandet?“ Wieder ein Schreien.

Ihm war die eigene Gefahr bewusst die auf ihn zukam, allerdings auch die in der der andere steckte. Sein Gefühl sagte ihm, dass er den anderen nicht alleine lassen konnte, er mußte helfen.

Er zog beide Schwerter die er gebastelt hatte und lief auf den Lärm zu. Im zwielicht erkannte er nur die Umrisse einer Kanalspinne und eines aufrecht stehenden, der nicht mehr lange durchhalten würde.

Miseo konzentrierte sich auf die Spinne. Um ihn herum verstummten die Geräusche, sein Fokus begab sich auf die empfindlichen Stelle des arachnoiden Wesens. Die Augen und der dicke Leib. Der Leib hatte schon einige Schrammen abbekommen, die Augen waren alle noch intakt.

Durch einen gewagten Sprung an die Tunnelwand, dreht er sich, dass er Kopfüber auf den Gegner zuflog, stieß er sich von der Decke ab und schlug mit beiden Schwertern zu. Da die Spinne nicht rechtzeitig auf den neuen Angreifer reagierte, hatte Miseo keine Gegenwehr. Die Stacheln seiner Schwerter bohrten sich in drei der Augen, was die Spinne hecktisch nach hinten laufen ließ. Warum sie daraufhin komplett den Rückzug antrat, wussten sie nicht, aber beide waren froh, sie los zu sein.

 

Miseo sah jetzt zum ersten Mal zu dem Verwundeten. Er kniete auf einem Bein, mit seinen Armen stützte er sich auf dem anderen ab, sein Knochenschwert noch in der Hand. Aber irgendetwas stimmte nicht. Zerzal hatte wohl vergessen ihm die Gabe auch Licht machen zu können, zu schenken. Seine Laterne stand noch bei seinem Schlafplatz. Miseo ging zu ihm und half ihm auf, stützend gingen beide richtung Ausgang.

Der Gerettete drehte seinen Kopf von Miseo weg, als er sagte: „Vielen Dank, ich dachte schon das wars jetzt“. „Hattest Glück, dass ich mich verlaufen habe. Eigentlich wollte ich gar nicht in diese Ecke. Wie ist es mit deinen Verletzungen? Wird es gehen?“ Miseo kramte seine Flußkreutersalbe (universalsalbe für ALLE Verletzungen; jedenfalls wenn es nach Miseo geht) und wollte sie ihm schon anbieten, als sie in einen helleren Bereich der Kannalisation gelangten.

„Ich denke es wird gehen, meine Leute werden sich um mich kümmern, da bin ich mir sicher“ der Gerettete drechte seinen Kopf Miseo zu. „Vielen Dank nochmals und ein Bitte hätte ich noch, ich werde es mit dem Bein alleine nicht schaffen Heim zu kommen, könntest du mich bis dorthin begleiten?“ Miseo traute seinen Augen nicht. Er sah in das Gesicht einer Ratte.

Ungläubig klappte ihn der Mund runter. Nicht weil es eine Ratte war, sondern eine Ratte die er mehr als einmal gesehen hatte. „Mir ging es ähnlich, als sturz besoffen vor mienen Füßen eingeschlagen bist“ Die Ratte konnte sich dabei ein leichtes lächeln nicht verkneifen. Miseo riß sich so gut wie es ging zusammen. „Also war das kein Trugbild und auch in jener Nacht…“, „Nein….“ Anwortete das Spitzohr „…bislang konnte mir auch keiner erklären was da passiert ist, aber eins steht fest, von meinen Leuten war ich der einzige der das überlebt hat.“ „Das trifft auch auf mich zu. Keiner von meinen Leuten ist davongekommen.“

Sie gingen beide ein stück schweigend weiter. „Ich heiße übrigens Rodrigo“ durchbrach die Ratte die Stille. „Mein Name ist Miseo. (Sienen weiteren Namen verschwieg er lieber) Warum hast du mich damals eigentlich, als ich von Sinnen war, zu meinem Schlafplatz gebracht? Du hättest mich doch einfach liegen lassen können.“ „Das hätte ich“ entgegnete Rodrigo, „aber dann wärst du wahrscheinlich nicht mehr unter uns. Ich erkundete den Weg, weil wir unser Rudel verlegen mußten. Stell dir vor hunderte von Ratten, auch wenn man mit den allermeisten nicht reden kann und sie kleiner sind, laufen über dich drüber und hungrig sind die auch immer. Denen klarzumachen dich nicht zu fressen wäre unmöglich gewesen.“ Miseos augen wurden groß „was meinst du, das Rudel verlegen?“

Rodrigo erklärt: „weißt du es ist so, ich bin Mittlerweile das Brutoberhaupt unseres Rudels. Die genaue Zahl kann ich dir nicht sagen, es kommen immer wieder welche hinzu, aber die alle zu ernähren ist unmöglich. Zu der Zeit versuchten wir es wenigstens, aber wir mußten einsehen, das das definitv nicht geht. Mittlerweile beschränken wir uns darauf, mit den größeren, also die mit dennen man reden kann, die Gemeinschaft zu bilden. Die anderen, also die die nicht von jener Nacht provitieren, lassen wir laufen. Solange sie bei uns bleiben wollen kümmern wir uns um sie. Sobald sie alleingänge unternehmen, sind sie für uns nicht mehr wichtig. Darum rächen wir uns auch nicht an euch, wenn ihr sie eßt.“

Miseo schwieg und ließ die erklärung auf sich wirken, dann sagte er „Also hast du mir damals das Leben gerettet?“ „In gewisser weise, ja“ sagte Rodrigo „und heute hast du meins gerettet, lange hätte ich nicht mehr geschafft.“

„Dort vorne müssen wir links über den Steg“ sagte Rodrigo und zeigte auf einen eingefallenen Teil der Wand, der ein Loch bildete. Am Steg angekommen, kamen zwei erwachte Ratten aus dem Loch und sahen ungläubig zu den beiden akömmlingen hinüber.

„Rodrigo?“ sagte der eine, der andere „Was hast du mit ihm gemacht?“, beide hielten ihre Speere in richtung Miseo. Da Miseo Rodrigo stützte und die beiden somit auch Rodrigo bedrohten, sah Miseo fragend zu seinem Begleiter. Dieser Lächelte entschuldigend „nicht die hellsten, aber nette leute….“, „Ah,“ sagte Miseo verstehend „dann übergeb ich dich wohl besser, bevor etwas zu langsam erklärt wird…“

Rodrigo bedankte sich nochmals bei Miseo und verabschidete sich. Den beiden Wächterratten versprechend die Situation zu erklären verschwanden die drei in der Maueröffnung.

 

Rodrigo und Miseo trafen sich zukünftig ab und an und erzählten sich gegenseitig ihre Gepflogenheiten. Rodrigo hielt es jedesmal für notwendig zu sagen, dass es schon wichtig sein nicht alleine herumzustreifen, dass das auch nicht gut für das Gemüt sei. Aber Miseo war der Meinung, das die Zahl derer mit denen er aktuell regelmäßig kontakt hat, durchaus ausreichend sei und permanent jemand um sich zu haben konnte er sich nicht vorstellen. Und schon gar nicht nachts. Auf die Frage von Rodrigo woher er glaube, dass die kleinen Katzen kommen, hatte er keine Antwort, aber es interessierte ihn auch nicht. Interessanter fand er die Geschichte vom Rattenfriedhof. Dort bringen sie ihre nicht erwachten hin, die das Rudel nicht verlassen hatten, wenn sie starben oder kurz davor waren. „Kurz davor waren?“ fragte Miseo „Ja, das ist der beste moment. Was glaubst du wie toll es ist die Sauerei wegzumachen, wenn eine zuhause stirbt. Du glaubst gar nicht was da alles raus kommt.“ Miseo glaubte es serhr wohl, wenn wann zu tief schnitt vermegte sich Magen- und Darminhalt mit dem Fleisch. Da suchte man sich besser eine neue…. „Verstehe“, sagte Miseo „und wo ist der Friedhof?“ „Das Fell, verstehe“ grinste Rodrigo. Beide gingen zum Friedhof. Der Gestank war überwältigend, gut das ein kräftiger Luftzug hin und wieder frischen Wind in die Große Halle trieb. Die Halle war gut doppelt so groß wie das Sippenlager das er kannte und dort lebten ca. 50 Katzen. Auch die Decke war mehr als doppelt so hoch wie gewönlich und die Wände waren alle so glatt, dss man die einzelnen Steine nicht sehen konnte. Der Boden blieb und wird wohl auch ein geheimnist bleiben, es sei den es findet sich jemand der ein paar tausend tote stinkende Ratten gebrauchen kann. „Du kannst dir nehmen was du brauchst, aber lass dich nicht von den anderen erwischen. Von mir weißt du es nicht“ mahnte Rodrigo. „Keine Sorge, ich wüsste nicht weshalb ich hier öfter auftauchen sollte, je länger man sich hier aufhält, desto eher wird man danach gewittert…“ entgegnete Miseo. Rodrigo: „…und das was man da wittert, will keiner riechen!!“. Beide grinsten und entfernten sich von dem Pfuhl.  

 

Die Grube

Freundschaft zu einer Ratte…. Erwachten Ratte…. Freundschaft – oder Verbundenheit?

Diese Gedanken fesselten Miseo die kommenden Wochen. Er vermied es, selbstverständlich mit irgendjemanden darüber zu Reden. Würde eh keiner verstehen und sie würden ihn für noch seltsamer halten, als es eh schon der Fall ist. Nur weil sie zur selben Zeit und am selben Ort erwacht sind und ein gemeinsames Schicksal teilen, zwar jeder für sich, aber doch gleich. Jedenfalls tat es gut sich mit Rodrigo auszutauschen. Miseo erzählte ihm auch von seinen Ausflügen an die Oberfläche, aber daran war Rodrigo wenig interessiert. Er hasste Menschen. Miseo teilte seine Ansicht, wenn auch auf anderer Weise. Er hatte mitbekommen, wie manche Menschen mit Katzen umgingen. Einmal sah er keine andere Möglichkeit mehr, als einen dieser haarlosen gestalten seine Schwerter in den Unterarm zu rammen. Zusätzlich versuchte er noch die Augen des Menschen mit seinen Krallen zu perforieren, schaffte es aber nur bei einem. Das Bündel, jedoch, welches der Mensch bei sich hatte, konnte Miseo öffnen und die vier kleinen – nicht erwachten – Kitten, in Sicherheit bringen.

Vor sich hin sinnierend, verfolge Miseo eine Schleifspur. Könnte eine verwundete Ratte sein, oder auch Maulwurf. Manchmal verirrte sich der ein oder andere in die Stollen. Schmeckten auch ganz gut. Die Spur führte ihn in einen für ihn unbekannten Tunnel. Zu Riechen war nur der übliche Geruch der Kanalisation. Nichts von vermodernden Spinnenfäden oder sonstigen verendenden Tieren. Aber er roch ganz deutlich Katzen. Mussten jede Menge sein. An einer Kreuzung blieb er stehen, da er Schritte auf sich zukommen gehen hörte. Sie wurden schneller. Bevor er seine Schwerter ziehen konnte, sprang etwas aus der Dunkelheit auf ihn zu und packte ihn am rechten Handgelenk.

„Schnell, komm mit Miseo“ Kitana schrie fast. „Wir sind spät dran“. Fast hätte sie ihn von den Beinen gerissen. Um nicht zu stürzen, lief Miseo einfach in die Richtung in die auch Kitana rannte.

„Was ist denn los und wohin?“ erkundigte er sich, da er keine Ahnung hatte was da vor ihnen sein sollte.

„Wie?“ meinte Kitana „Bist du nicht auf dem Weg zur Grube gewesen?“; „Was soll ich denn in einer Grube? Ich wollte mir was zu essen besorgen.“ Erklärte Miseo. Mal wieder bewies Kitana ihr grandioses zuhör-vermögen: „Zu essen gibt’s da ja genug, jetzt beeil dich, es fängt gleich an.“ Miseo sparte sich eine neue Frage. Wahrscheinlich würde sie ihm sowieso wieder viel zu viel erzählen, wenn sie, wo auch immer, angekommen waren.

Als sie ankamen, traute Miseo seinen Augen nicht. Der Raum, nein, die Halle war größer als der Rattenfriedhof und von dem war er schon beeindruckt. Die Halle hatte mehrere Ecken. Von den geraden gingen Stufen nach unten welche in die Mitte der Halle verliefen. Überall saßen erwachte Katzen. So viele, dachte Miseo. Selbst wenn man es ihm erzählt hätte, aber so viele hätte er sich niemals vorstellen können. In der Mitte der Halle war eine Steinfläche, die einzelnen Quader waren gut zu sehen. Die Decke allerdings konnte er, aufgrund des dort befindlichen Nebels nicht erkennen. Wer weiß wie hoch das da noch war. Alles war auch irgendwie sauber. Scheinbar kümmerte man sich um diese Helle.

Kitana riß ihn auch seiner Erstarrung „Komm hier rüber, da ists zwar nicht so viel Platz, aber es wird schon gehe.“ Sie zog nach links. „Aber da drüben (rechts) hätten wir wirklich mehr Platz“ meinte Miseo, er wunderte sich zwar, warum er plötzlich so produktiv mitwirkte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder.

„Da dürben sind Errol und Diara, die dürfen mich nicht sehen!“ Da dämmerte es Miseo wieder. Er sah sie durchdringen von oben herab an „Ach ja, jetzt weiß ichs wieder, du bist noch zu jung, um zuzusehen, stimmts?“ „Nein.“ Konterte Kiara sofort „Nein, das sagen die blos, weil es Eintritt kostet“ Sie war ein wenig stolz Miseos blick so lange standhalten zu können, aber jetzt war ihr doch irgendwie mulmig. Ihr Kopf ging nach unten und sie murmelte, aber für Miseo verständlich „und außerdem ist ja ein erwachsener bei mir und den Eintritt kann ich selber zahlen.“

Na toll, jetzt bin ich auch noch Aufpasser für eine Minderjährige. Besser ich bring sie zu den beiden, sonst bekomm ich noch Scherereien. „Da, es geht los“ platzte es aus Kitara heraus. Sie hieng sich an seinen rechten Arm und zog ihn so auf den Sitzplatz. Da jetzt alle saßen, kam es ihm komisch vor, jetzt aufzustehen. Ach was solls, dann bring ich sie eben danach zu den beiden.

„Sehr verehrtes Publikum“ Schrie ein sehr dicker Kater, der sich ein schwarzes Kleid mit einem weißen Latz angezogen hatte. Auf dem Kopf hatte er einen Topf oder so was ähnliches. Miseo kam es sehr suspekt vor. „Wie gestern angekündigt, stehen sich heute mal wieder zwei Kontrahenten gegenüber.“ Die Menge tobte, irgendwas passierte gerade mit Miseos Magen, so was hatte er noch nie gefühlt. Und es fühlte sich gut an.

„Zu meiner linken, der Herausforderer, der Gewinner des letzten Kampfes TORUS“ und wieder tobte die Menge. Ergriffen von diesem Gefühl und Euphorie, konzentrierte sich Miseo jetzt intensiv auf das Geschehen. Torus war wirklich ein Hempfling. Kaum zu glauben, dass er überhaupt kämpfen konnte. Aber er hatte drei Farben, rotbraun, weiß und schwarz. Mal sehen wieviel Glück er hat, dachte sich Miseo.

„Wetten können noch bis zu beginn des Kampfes angenommen werden. Und zu meiner rechten, ein alter Schläger dessen Namen er uns nicht verraten will. Mal sehen wie es nach dem Kampf aussieht.“ Die Menge gab diesmal ein „BUHH“ von sich. Das fühlte sich nicht ganz so gut an. Aber naja, fürs erste mal hier, war das auch beeindruckend.

„Und worum geht es, fragt ihr euch. Ein Kartenspiel. Zwei Spieler. Einer betrügt. Zwei Anschuldigungen. Keine Klarheit. Hier wird entschieden wer betrogen hat.“ Kurzes zustimmendes Toben der Menge. „Der Verlierer ist der Betrüger!“ Die Menge tobt.

An Kitana gewandt sagte Miseo vorsichtig „Klingt irgendwie falsch, meinst du nicht?“ „Was, wie? Quatsch. So läuft das hier“ erklärte si mit einem sehr altklugen Gesichtsausdruck. „Hier gibt’s die Entscheidung. Und die Wetten kannst du dort drüben aufgeben. Beim Reinkommen habe ich mitbekommen, dass der Favorit heute wieder nicht Torus ist, sondern der stämmige Namenlose. Aber mal sehen, wenn Torus wieder gewinnt, werden viele weinen und wenige lachen. Die meisten sagen, dass er das letzte Mal nur Glück gehabt hat.“

„Sobald der Gong erklingt, darf gekämpft werden. Natürlich ohne Waffen. Ansonsten gibt es nur eine Regel. KEINE“ Schrie der Dicke. Die Menge tobte wieder. Keine Regeln. Na, da bin ja mal gespannt.

Der Gong ertönte und das dunkle Klingen hallte von allen Wänden wider und erfüllte den Raum. Wieder das gute Gefühl. Die beiden Kontrahenten rannten aufeinander zu. Der graue stämmige Kater versuchte Tours zu packen, doch dieser sprang einfach über ihn hinweg. Er landete sanft hinter dem grauen, drehte sich um und schlug ihm in den Rücken. Der graue bäumte sich auf, als hätte ihn ein Baumstamm getroffen. Miseo kniff die Augen zusammen. Er versuchte irgendetwas in Tours Pfote zu erkennen, aber da war nichts. Der graue drehte sich und schlug gleichzeitig zu. Torus duckte sich und trat ihn gegen das Schienbein. Dem grauen zog es die Füße nach hinten weg. Miseo erkannte auch da nichts Ungewöhnliches. Torus stand über seinem Kontrahenten und schlug diesem ins Gesicht. Der graue machte die Augen zu und blieb regungslos liegen.

Der Dicke erschien „Und wir haben wieder einen Gewinner, es ist TORUS“ die Menge tobte wie verrückt. Allerdings fulchten auch viele und einige freuten sich…. Sie sahen auch irgendwie wissend aus. Miseo wollte gerade Kitana fragen, als plötzlich zwei dunkle Kater vor ihnen erschienen und sagten: „Eh ihr zwei. Ihr habt noch nicht bezahlt.“ Kitana bekam große Augen, nestelte in ihrem Beutelchen und hielt ihm die Glöckchen hin. „Gut“ sagte er „aber das reicht nur für einen“ und sah Miseo an.

Miseo „Ich habe keine Glöckchen“

Kassierer 1: „Dann hast du jetzt Schulden. Komm mit“

Miseo: „Das geht nicht. Dazu habe ich keine Zeit“

Die Kassierer blickten ihn verständnislos an (1): „W.. was? Sag mal, weisst du was los is? Ich sagte komm mit. Wir klären das mit deinen Schulden“

Miseo (leicht sauer): „Ich sagte ich habe dafür keine Zeit. Und du kannst deine Schulden gerne behalten!“

Kassierer 2 (klingt leicht dämlich): „Entweder dzu zahlen oder du kämpfen. Ansonst Schuleden!“ er sah den ersten Kassierer an „Oder?“

Miseo war genervt. Nachdem was er gesehen hatte, glaubte weder an diesen Ort noch das irgendwer gewonnen hatte und, was auch immer das war, Schulden wollte er dann auch keine, war bestimmt auch nur ein Schwindel.

Die beiden Kassierer bauten sich vor ihm auf. Der erste sagte: „Entweder du kommst jetzt freiwillig mit, oder es tut weh“

Miseo schrie die beiden an: „Ich sagte ich habe dafür keine Zeit! Und außerdem ist euer toller Torus eh nur ein Schwindler. Niemals hätte er gewonnen, wenn es der graue nicht gewollt hätte. Und dafür der kleinen auch noch Glöckchen abnehmen, kann ja wohl nicht sein.“

Die beiden wollten in schon packen, da hörten sie die Schreie um sie herum.

EIN HERAUSFODERER; ER HAT TORUS BELEIDIGT; EIN HERAUFORDERER

Die drei Kater sahen sich mit leeren Augen an und sagen im Chor: „Echt jetzt?“

Kassierer 2: „Dann du kämpfen, dann keine Schulden“ und grinste

Kassierer 1 sah 2 an und gab ihm eine Kopfnuss. „Na schön, geh runter, dann wirst du schon sehen was passiert.

Kitana: „Tut mir leid Miseo“ sagte sie kleinlaut. Miseo sah sie an:  „Schon gut, aber geh jetzt zu Erol und Diara“. Er drückte ihr noch seine beiden Schwerter in die Hand und drehte sich um. Kitana rannte den Tränen nahe los.

Misoe machte sich auf den Weg nach unten. Das Gröhlen stieg an, als würde er einem Wasserfall immer näherkommen. Während er die Treppen hinabsieg, sah er wie Torun mit dem Dicken Moderator tuschelte. Der graue wurde wieder aufgeweckt und zwei weitere brachten ihn vom Ring weg.

Miseo konnte es sich nicht erklären, aber je weiter er ging und je lauter das Publikum wurde, desto besser fühlte er sich. Er hatte auch keinerlei Zweifel, indem was er gerade tat. Ihm war klar, dass es für ihn auch ungünstig ausgehen konnte, aber es war richtig so.

Jetzt stand er vor dem Dicken, neben dem Torun stand. Der Dicke beugte sich zu ihm

„Hör mal, wir kennen dich nicht, wenn du dich einfach bei ihm entschuldigst, lassen wir es auch gut sein. Muss ja nicht sein, dass jemand mit dem er nix zu tun hat, zu Schaden kommt.“

Torun drückte seine Brust raus und forderte Miseo zu einer Äußerung auf „Nu mach. Hab ja nich n ganzn Tag zeit“

Mitleid kam kurz in Miseo hoch, als er Torun ansah.

„He,“ lenkte der Dicke wieder die Aufmerksamkeit auf sich „soll dein Schaden auch nicht sein. Bekommst nachher auch ein Paar Glöckchen“

Miseo drehte sich von beiden weg und stellte sich in die Mitte des Rings und sah die Beiden einfach nur an.

Torun und der Dicke sahen sich an. Der Dicke hob und senkte die Schultern wieder. Torun flüstere jetzt sehr intensiv mit dem Dicken, den ihn wiederum mit Gesten zu beruhigen versuchte.

Mittlerweile wurde das Publikum unruhig. Miseo hörte ein „KÄMPFT“ stetig ansteigen….und er konnte es kaum noch erwarten.

Wie lange er da stand, konnte er nicht sagen. Dann änderte sich die Stimmung schlagartig. Der Singsang änderte sich in ein Raunen. Miseo merkte auch das irgendwas nicht stimmte. Als er sich umdrehte, sah er den Grauen, der im vollen Lauf auf ihn zustürmte. Miseo sprang im letzten Moment aus dem Weg, konnte ihm aber einen Tritt mitgeben, so dass der Angreifer strauchelte und stürzte. Aus der Richtung, aus der der Graue kam, kamen noch mehr auf Miseo zugelaufen. Der erste versuchte es mit einem rechten Schwinger unter dem Miseo durchtauchte. Den ersten im Rücken, stand er dem zweiten frontal gegenüber. Dieser hatte eine Keule, welche er von oben auf Miseos Kopf schlagen wollte. Miseo packte diesen am Revers und zog ihn ein wenig nach vorne, während er sich nach links wegdrehte. Die Keule krachte auf den ersten. Der Graue war auch wieder da und eilte auf ihn zu. Der Schrie im Laufen „Du machst alles kaputt…“ Miseo sprang in seine Richtung, verkürzte so den Abstand und rammte ihm seinen Ellbogen in die Magengegend. Keuchend und nach Luft ringend viel der Graue. Miseo spürte einen Schlag an der rechten Schulte und musste nach links Taumeln. Er sah den zweiten Angreifer wieder, glücklicherweise traf dieser nicht richtig. Die Schulter schmerzte zwar, aber mehr auch nicht. Miseo wartet nicht, bis dieser wieder zu einem Schlag ausholte und trat dem zweiten zwischen seine Hinterläufe. Ein leises Wimmern erklang und die Keule viel zu Boden. Der zweite auch. Da er dem ganzen ein Ende setzen wollte, da er ja eigentlich gegen Torun kämpfen wollte, nahm er die Keule auf und suchte den nächsten, der aufstehen wollte.

Er blickte über die drei hinweg, die keinerlei Anstalten machten aufzustehen. Aber was er jetzt sah, ließ sein Herz höher springen.

Die Arena verwandelte sich in ein Chaos. Nicht nur Miseo kämpfte. So gut wie alle kämpften. Gut die meisten verließen, so schnell es ging die Halle, aber der Rest wollte auch mitmachen. Jedenfalls empfand Miseo so. Torun und den Dicken konnte Miseo nicht mehr ausmachen, aber das machte nichts. Aus irgendeinem Grund kamen noch mehr auf Miseo zu, die augenscheinlich der Meinung waren ihn Schlagen zu können.

Sein Blickfeld verengte sich, instinktiv konzentrierte er sich und die Umgebung wurde still. Zeitgleich schienen die Fackeln an Leuchtkraft zu verlieren. Aber das merkte wohl niemand, denn die Kämpfenden machten einfach weiter. Miseo fing an zu kämpfen. Seine Sinne fokussierten sich nur noch auf den Kampf. Einzelheiten waren so schnell wieder weg, wie sie kamen. Er trat und schlug, sprang und duckte sich. Wievielte es waren, was genau geschah, konnte er nicht mehr sagen.

Es war dunkel….

Miseo machte die Augen auf. Es war ziemlich still. Bis auf ein gelegentlich zu vernehmendes Stöhnen von unterschiedlichen Stimmen. Er fing an sich zu bewegen. So wie es sich anfühlte war alles in Ordnung, bis auf ein paar oberflächliche Schmerzen mal abgesehen und der metallische Geschmack im Mund. Er sah sich um. Er war immer noch in der Halle. Um ihn herum lagen bewusstlose Katzen. Viele Katzen. Einigen wurde aufgeholfen andere gingen oder humpelten selbst fort. Miseo stand auf und machte sich auf ebenfalls die Halle zu verlassen. Als er die Stufen hochstieg, merkte er seine Erschöpfung. Oben angekommen sah er sich nochmals um und zum Ring hinunter. Er erkannte den Grauen, sowie die die erste beiden. Die anderen ca. 10 Katzen kannte er zwar nicht, kamen ihm aber irgendwie vertraut vor. Sie schienen noch alle zu Atmen, ebenso wie die Restlichen in der Halle.

Er ging in den Stollen. Beim Gehen richtete er sich zur vollen Größe auf, genoss dieses befreiende Gefühl, sog die Luft ein paar Mal sehr tief ein und lachte aus voller Kehle laut los.

 

Die Wirkung des Kampfes hielt noch ein paar Tage an. So entspannt hatte er sich noch nie gefühlt. Kitana kam die Tage auch vorbei und brachte ihm seine Schwerter wieder. Sie erklärte ihm, dass Erol und Diara nicht mitbekommen hätten was geschehen war, da sie gleich nach Kampfende die Halle verließen. Seine Schwerter habe sie dann versteckt. Sie erzählte ihm noch viel mehr, auch was sie gesehen hatte als er im Ring stand und was danach alles geschah. Aber trotz seiner Entspannung schaffte er es nicht ihrem Redeschwall standzuhalten. Irgendwann war es eben wieder nur ein Hintergrundrauschen. Aber dass es ein Geheimnis bleiben soll, hatte er verstanden und das war ihm auch recht so.

 

Überraschungspacket

Miseo beschloss die nächsten Tage allein zu verbringen. Er musste die ganzen Ereignisse erst einmal verarbeiten und einen Plan, wie es weitergehen sollte hatte er ja immer noch nicht. Hin und wieder traf er seine drei Lieblingsbekannten. Kitana schien ihr Talent in nicht zu atmen weiter zu perfektionieren, aber sie hatte hin und wieder auch nützliche Informationen. Er erfuhr, dass seine Schwerter in der Gemeinschaft als Zerzalsschwerter bekannt sind. Er hatte sie einfach so gemacht, weil es ihm sinnvoll erschien, dass solche Schwerter öfter getragen werden, war ihm nicht bewusst. Sie bemerkte auch, dass seine Augen, seit sie sich kannten, veränderten und sagte es ihm auch in ihrer Ausführlichkeit. Zusammengefasst haben sie einen grauen Glanz bekommen. Was auch immer sie meinte….

Wenn er alleine war und nicht gerade jagte, dachte er darüber nach, mal wieder an die Oberfläche zu gehen und nachzusehen, ob ein verdächtiges, oder sollte es lieber ein vertrauenserweckendes Firunsbärchen sein, sah. Und wie sollte er die betreffende Katze ansprechen? „Hallo ich bin Miso, bring mich zu meinem Speer?“ Nein, das klappt wohl eher nicht…

Als er so ging und über eine geeignete Einleitung sanierte, hörte er laute Stimmen in den Gängen. Kam nicht oft vor, dass hier jemand laut redete, das geschah doch eher in den Sippen und der Grube. Aber da war mehr. Er identifiziert vier stimmen. Und alle vier machten lärm. Gut, dass hier keine Spinnen hausen, dachte er, sonst wäre es schnell ruhig. Seine Neugierde überwältigte ihn und er ging den Lärm nach. Er sah einen hellen schein, von einem der Knotenpunkte ausgehend. Er löschte seine Laterne. Als er um die Ecke sah, musste er zweimal hinsehen, um die Situation zu bereifen.

Es saßen vier zusammengebundenen Katzen auf den Boden. Kurios waren die Größenunterschiede. Die Fesseln beschrieben buchstäblich eine Welle. Zwei kleine kräftige weiße Firunsbärchen, ein Bärchen und eine Bärchin, eine normale Hauskatze und eine sehr große Aranierin. Der Anblick zauberte Miseo ein Lächeln auf die Lippen, so dass seine Schnurrhaare nach oben wanderten.

Die vier versuchten wohl sich zu befreien. Sie gaben sich Anweisungen irgendetwas zu nehmen, was sie dabeihaben sollten, aber nicht rankamen. Und dann kam einer auf die Idee es mit Rollen zu versuchen. Als Miseo sah, wie sich die Truppe alle langmachten auf dem Boden Lagen und einer nach dem anderen über den anderen drüber rollte, konnte Miseo ein herzhaftes Lachen nicht unterdrücken. Mit einer Hand hielt er sich an der Tunnelwand fest und die andere lag auf seinem Bauch, welche diesen festhielt. So lachend ging er auf diese Gruppe zu.

Als er näher kam sahen ihn die verschnürten mit großen Augen an. „Wer seid ihr denn??“ fragte Miseo und besah sich die beiden Firunsbärchen ein wenig genauer. Toll dachte er sich, jetzt sinds sogar schon zwei… Aber welche ist die Richtige?

Der Firunsbär versuchte die Situation zu erklären, doch irgendwie redeten die vier jetzt alle durcheinander. Er verstand nur soviel, dass der Firunsbär, Maurice und Grazien hierher verschleppt worden wären und er solle sie bitte losbinden. Mit dem losbinden erklärte sich Miseo schnell einverstanden, so behandelt man keine Katzen, äußerst unerenhaft. Er nahm eine noch nicht zu Ende geformte Rattenrippe und schnitt die Seile durch. Endlich befreit und ihrer Sachen, die hier rumlagen, wieder habhaft. Anschließend stellten sie sich der Reihe nach vor.

„Isch bin Maurice, und das sin meine drei Grazien“ Die drei Kätzinnen sahen leicht genervt zu Maurice. Dieser erzählte noch viel mehr, aber bei Miso stellte sich das Kitana-Syndrom ein. Wenns zu viel ist, kommts nicht an….

„Mein Name ist Mila,“ stellte sich die Straßenkatze vor, sie schien ganz nett zu sein und beschränkte sich mit Erklärungen auf das Wesentlichste. „Ich bin Samea,“ meinte die Firunsbärchin. Ihr war etwas mit einem Tournier und Fisch und Glöckchen wichtig. „Ich bin Jamila“ Sagte die Aranierin. Wie Miseo es irgendwie erwartete, war ihr es hier wohl nicht sauber und trocken genug.

Das mit dem Tournier war wohl auch der Grund, weshalb sie hier waren. Eine andere Tourniergruppe hat sie hierher verschleppt, wohl aus dem Grund die Teilnahme nicht mehr rechtzeitig antreten zu können. Und es sollen keine Tieflinge gewesen sein. Was Miseo auch stutzig machte war, dass wohl Roland hinter allem stecken sollte. Schon seltsam, dass eine Gruppe von oben sich hier auskennen soll, kaum denkbar, die wären irgendjemanden mal aufgefallen. Miseo erklärte ihnen, dass er Roland kenne und dass dieser wohl eher mit Ratten handelte. Sie berichteten, dass er generell für den Mäusemarkt zuständig ist und ihm Rahmen des Tournier die Anmeldungen organisiert.

Hm. Anmeldung für das Tournier. Das könnte eine Möglichkeit sein in der Nähe der weißen Fellbällen zu bleiben. Er erklärte sich bereit die Gruppe wieder an die Oberfläche zu bringen. Auf dem Weg dorthin bot er an, da es jetzt Tag wurde, diesen bei ihm zu verbringen. Mit dem Hinweis auf eine Kochmöglichkeit, schloss sich die Gruppe ihm an.

Angekommen bot Samea an, die Ratten zuzubereiten, da sie gerne kocht und auch mit Gewürzen ausgestattet ist. Gerne waren alle bereit auf den Vorshlag einzugehen. Gewürze? Miseo hatte keine Ahnung wozu die gut sein sollten, aber in anbetracht der Umstände lies er sich natürlich darauf ein.

Alle der Gruppe sahen sich an dieser Kreuzgabelung um, einige interessiert, eine machte eher den Anschein nicht hier sein zu wollen, aber das lag wohl mit ihren Ängsten zusammen. Irgendwann lies sich aber jeder auf einem dieser Steinvorsprünge in der Nähe des Feuers nieder und sah Samea beim Kochen zu. Hin und wieder kamen neugierige Fragen, wie es denn hier unten so ist, was man so macht. Miseo fragte sich langsam, was sie denn an der Oberfläche so machen…. Aber er wollte nicht unhöflich sein. Vor allem die unnötigen Fragen wegen diesen völlig nutzlosen Glöckchen gingen ihm ziemlich auf die Nerven.

Miseo nutzte die Gelegenheit, um nochmals das Gespräch auf das Tournier zu lenken. Vor allem war Maurice sehr hellhörig geworden, als es um das Thema ging. Er meinte „Aber natürlisch können wir noch eine Gra.. einen Mitsteiter gebrauchen.“ Aber er wieß auch auf den Umstand hin, dass Roland für die Teilnahme von jedem Teilnehmer zwei Ratten haben möchte. Miseo sah da kein Problem und alle anderen waren auch einverstanden. Scheinbar versprachen sie sich auch einen gewissen Vorteil mit einer Katze mehr anzutreten.

Alle nahmen noch die gegrillte Ratte (mit Kräutern) zu sich. Ratte mit Kräutern, naja, Miseo zwang sich zu einem Lächeln, dass wohl generell nicht so gut ankam, ließ es wieder und beschränkte sich darauf zu bemerken, dass das Essen gut sei. Nein, ohne Kräuter waren die Ratten wesentlich würziger. Ihm kam das Bild in den Kopf, wie Rodrigo in einem Gemüsebeet sitzt…. Nach dem alle mit dem Essen fertig waren, legten sie sich hin und schliefen ein. Miseo dachte noch über die Ereignisse lange nach, bevor er einschlief.

 

Die Anmeldung

Miseo war früh wach, fing sich drei Ratten. Eine deponierte er bei seinem Schlafplatz, die anderen beiden benötigte er für Roland.

Als alle wach waren, führte er sie an die Oberfläche. Durch die Gespräche unterwegs kam heraus, dass durchaus Einigkeit bestand, sich für diese Aussetzung in der Kanalisation zu rächen. Miseo fand dies absolut verständlich. Wäre niemand vorbeigekommen, hätten sie dort auch sterben können.

Oben angekommen, gingen sie zum Mäusemarkt. Roland stand an seinem üblichen Platz, an dem der die beste Übersicht über das Geschehen hatte. Als er zu Miseo sah, wurde sein Gesicht mit der Zeit immer länger, als er auch die anderen erblickte, die mit Miseo auf ihm zukamen. Die Differenzen zwischen der Guppe und Roland hat Miseo nicht ganz verstanden und er hat es als unwichtig abgelegt. Maurice erklärte Roland, dass sie jetzt seine Gruppe ein weiteres Mitglied bekommen hat. Miseo hielt Roland die Ratten entgegen.

Roland: „Hallo Miseo, wo hast du die denn her“

Miseo: „Na, von dort, wo ich alles herbringe“

Beide sahen sich musternd in die Augen.

Roland: „Wie soll denn dann diene Gruppe heißen, Maurice? Mit drei Grazien stimmt ja wohl jetzt nicht mehr.“

Maurice: „Stimmt, nennen wir sie „Maurice und seine 4 Grazien““

Rolands rechte Augenbraue ging nach oben. Miseo sah ungläubig zu Maurice. Dieser sah weiter entschlossen zu Roland und vermittelte den Eindruck genau das zu meinen, was er sagte.

Roland: „Na gut, Maurice und seine vier Grazien“ dabei sah er kurz zu Miseo, dessen Mund offenstand und weiter Maurice ansah.

Roland: „Aber, ich behalte euch im Auge!“

Maurice: „Absolut verständlisch, bei so viel Schönheit die hier vorherrscht.“ Und grinste Roland provozierend an.

Mit diesen Worten entfernten sie sich wieder von Roland. Mila merkte an, dass es noch ein paar Tage dauert, bis das Tournier beginnt. Und sie so Zeit hätten sich auf die Suche, nach den „Kriegern mit den leisen Pfoten“ zu machen, die sie ja schließlich verschleppt hatten.

 

"Arme Krieger"

 

So ganz verständlich war es für Miseo nicht, an einem Tournier teilzunehmen, eine dämlichen Gruppennamen führen zu müssen und vorher sich noch Zeit zu nehmen um diejenigen ausfindig zu machen, welche an dem Schlamassel mit der Aussetzung in der Kanalisation verantwortlich sind. Aber was solls, das was Zerzal von ihm wollte war ebenso verwirrend. Er machte eh nur mit, da in der Gruppe gleich zwei Firunsbärchen waren. Eins wird schon das richtige sein, dachte er sich und verbrachte so die Zeit mit den neuen Bekannten. Irgendwer hatte herausgefunden, wo sich die "Krieger mit den leisen Pfoten" aufhalten sollten. Ein Plan wurde geschmiedet um zur Rettung vermisster persönlicher Gegenstände zur Tat zu schreiten. Da ihm dass alles irgendwie noch überforderte, bot er sich zum "schmiere Stehen an".

Es ging in Richtung der Fischerhütten. Dort soll in einem Bootshaus, das Versteck der Übeltäter sein. Miseo postierte sich so, dass er nicht gleich zu sehen war, wenn jemand vorbeilaufen sollte. Die Suche nahm wohl doch länger Zeit in Anspruch als zu vermuten war. Nach einiger Zeit achtete scheinbar niemand mehr, ob Lärm verursacht wurde oder nicht. Im Inneren nahmen die anderen scheinbar die Einrichtung auseinander. Und die Mädels schienen sich zu zanken? Na, egal dachte Miseo. Aber versteckt zu bleiben und zu warnen wenn wer kommt, war nun überflüssig. Sie hätten ihn wahrscheinlich nicht rufen gehört.

 

 

 

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